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Interdisziplinarität in der BNE

Interview mit Giovanni Simona, Geograf und Dozent an der Kantonsschule in Bellinzona.

Giovanni Simona, Geograf und Lehrer an der Kantonsschule Bellinzona, setzt seit vielen Jahren interdisziplinäre Zusammenarbeit um. Er schildert Möglichkeiten und Grenzen dieser Lehrform – gerade auch für BNE.

Weshalb ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit für BNE so wichtig?
In der Kantonsschule Hottingen werden Ethik und Ökologie in den regulären Unterricht integriert. Die ethische Dimension ist auch in unserer gymnasialen Welt einer der grundlegenden Treiber der Interdisziplinarität. Sie zeigt, wie wichtig es ist, mit Hilfe der Wissenschaft die Phänomene genau zu verstehen und sich mit deren Vereinbarkeit mit den menschlichen  Werten  auseinanderzusetzen.  Unter  dem  Gesichtspunkt der nachhaltigen Entwicklung bringt die Ethik einige originelle Kombinationen erkenntnistheoretisch unterschiedlicher Disziplinen hervor. Das Thema der «Tierhaltung für Nahrungsmittelzwecke» ermöglicht beispielsweise eine Auseinandersetzung mit philosophischen, psychologischen, ethischen,  genetischen  und  juristischen  Aspekten.  Ein  interdisziplinärer Ansatz, der  junge Menschen befähigt, sich komplexen Fragen ganzheitlich zu nähern.
 
Welches  sind  die  Herausforderungen  und/oder  Schwierigkeiten bei der interdisziplinären Zusammenarbeit?
Auf Kantons- und Bundesebene ist es wichtig, dass die Behörden in ihre offiziellen Programme Ausbildungsrichtungen aufnehmen, welche die nachhaltige Entwicklung und das soziale Wohlergehen auf eine andere Weise in den Mittelpunkt stellen  als  im  Modell  der wöchentlichen Stundenlektionen. Die Programmvorschläge der Kantonsschule Hottingen sind aus Bildungssicht sehr ermutigend und Erfolg versprechend! Die Schulbehörden müssen nun einen Weg finden, um sie ins schulische Angebot zu integrieren.

Wie lässt sich dieses Problem lösen?
Für die interdisziplinäre Arbeit an Gymnasien scheint mir ein Ansatz, den ich selbst über Jahre verfolgt habe, zielführend und geeignet:  die  fächerübergreifende  Analyse  konkreter Verhaltensweisen von Studierenden und Lehrpersonen, zum Beispiel deren Ernährungs- und Konsumverhalten. Konsumerziehung  und  Gesundheitsförderung sind allgemeine Bildungsthemen der obligatorischen Schule,  die  sich jedoch sehr gut auf die Gymnasien ausdehnen lassen. An der Kantonsschule Bellinzona habe ich erlebt, dass die Schüler/-innen  an  selbstorganisierten  Lerntagen Fachleute zu diesen Themen eingeladen haben. Diese Inputs von aussen verfolgten stets äusserst wertvolle interdisziplinäre Ansätze. Allgemein bieten sich Vertiefungswochen oder Impulstage zur interdisziplinären Umsetzung geradezu an. Mit solchen Gefässen  lassen  sich  operative  Herausforderungen  für  Lehrpersonen relativ niederschwellig angehen. Die Schüler/-innen erhalten mit dem holistischen Ansatz einen vertieften Einblick, der ihnen hilft, Komplexität mit Kreativität und Bewusstheit zu begegnen.

Vollständiges Interview auf Italienisch (pdf)

 

 

 

 

 

Der Wasserfall bei Maggia ein von Giovanni Simona häufig aufgesuchter Ort

 

Giovanni Simona

Geograf und Dozent an der Kantonsschule Bellinzona.

 

Ergänzende Informationen

Interdisziplinarität an der Kantonsschule Hottingen (PDF)

Ventuno 3 | 2016 BNE
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Kontakt

Roger Welti
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