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Was braucht es zum Glücklichsein?


   
Sich fast ohne Worte verständigen, miteinander spielen und zusammen Sport treiben: Eine erste Klasse und eine Flüchtlingskinderklasse aus einer Kollektivunterkunft treffen sich zur wöchentlichen Projektstunde. Für die Erstklässler/-innen eine Herausforderung, die sie im Unterricht reflektieren lernen.

Eine fehlende Turnhalle gab den Ausschlag dafür, dass Sabina Stefanatos mit Lukas Hiller für eine Stunde pro Woche eine Klassenpartnerschaft einging. Die Lehrerin der Flüchtlingskinder aus der Kollektivunterkunft neben dem Schulhaus Spitalacker in Bern hatte ihre Klasse im September 2015 übernommen. Damals hatte sie von vielen Lehrpersonen Angebote für eine Zusammenarbeit erhalten. Sie wählte die Klasse von Lukas Hiller. Als IF-Lehrerin kannte sie Klasse und Lehrer bereits und wusste: Die Chemie stimmt. Seither findet jeweils mittwochs eine gemeinsame Sportstunde statt. Das Spiel steht dabei im Vordergrund.

Nicht für alle Erstklässler/-innen ist es einfach, zusammen mit Kindern zu spielen, die sie nur einmal pro Woche sehen. Unklare Situationen aus dem Sportunterricht bespricht Lukas Hiller regelmässig mit seiner Klasse. Dabei beklagten sich die Kinder, dass die Flüchtlingskinder sich nicht an die Regeln halten würden. Diese Äusserung nahm der Lehrer ernst. Gemeinsam fand die Klasse heraus, dass die Flüchtlingskinder die Regeln womöglich gar nicht richtig kannten. In der nächsten Turnstunde wurde dieses Problem mit Hilfe selbst gefertigter Zeichnungen erfolgreich behoben.

Parallel dazu überlegte sich Lukas Hiller, wie er den Erstklässler/-innen die Lebenssituation der Partnerklasse näher bringen könnte, und wandte sich an éducation21 für eine Erstberatung. Aufgrund dieser Beratung entwickelte er seinen NMG- Unterricht: Als Einstieg überlegte sich die Klasse, was alle Menschen auf der ganzen Welt können und was es braucht, damit Menschen glücklich sind. Wann sind die Kinder der Klasse selber glücklich? Was ist wirklich wichtig in ihrem Leben? Und wie handeln Menschen, wenn ihr Zuhause zerstört ist? Warum flüchten sie? Im Unterricht werden unterschiedliche Lebensformen miteinander verglichen. Die Kinder stellen dabei fest: Auch in meiner eigenen Umgebung leben nicht alle so wie ich. So erfahren sie, dass es eine grosse Vielfalt an verschiedenen Lebensformen gibt und dass «normal» nicht für alle dasselbe bedeutet.

Im Klassenzimmer der ersten Klasse hängen Bilder von Familien aus sechzehn Ländern, die sich mit ihrer gesamten Wohneinrichtung fotografieren liessen. Die Forschungsaufträge zeigen, dass die Kinder erkannt haben, was die portraitierten Menschen glücklich macht. Ihr eigenes Glück haben die Kinder gezeichnet. Als nächster Schritt werden die Erstklässler/-innen über Gründe von Migration sprechen und am Mittwoch wie immer mit den Kindern der Flüchtlingsklasse spielen – ganz selbstverständlich.

 

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ventuno 2 | 2016

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