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Entwicklung menschlicher Solidarität

Solidarität verbindet und verpflichtet die Mitglieder einer Interessengemeinschaft untereinander. Sie entspricht der gegenseitigen Wertschätzung und gibt den Rahmen vor, in dem wir handeln und unseren Platz als soziale Akteure einnehmen können. Zoé Moody forscht und lehrt im Bereich Kinderrechte und «gutes Zusammenleben» in der Schule.

Ist Solidarität ein Thema, das in der Schule angesprochen werden sollte?
Es erscheint mir wichtig, dass die Solidarität thematisiert wird, vor allem entsprechend dem Stellenwert, den wir der Heterogenität und Pluralität in einer Klasse einräumen möchten. Jedes Kind ist rasch fähig zu unterscheiden, wer den gleichen Normen gehorcht wie es selbst und wer nicht. Damit lernt es, jene zu bevorzugen, die ihm am meisten gleichen. Es ist eine grundlegende Aufgabe der Lehrpersonen – und allgemein der Schule –, den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, sich klar zu werden, inwieweit diese Normen soziale Konstrukte sind, inwieweit sie ihre Gültigkeit und Berechtigung haben, aber auch, inwieweit andere soziale Normen ebenfalls gültig sind.

«Die Schule muss die Schülerinnen und Schüler anregen, brennende gesellschaftliche Fragen aufzugreifen und ihre Fähigkeit zu entwickeln»

  
Ist es der Schule wirklich möglich, die Solidarität innerhalb einer Gesellschaft zu fördern, in der oft Individualismus und Konkurrenzdenken im Vordergrund stehen?

Tatsächlich ist es schwierig, sich eine Schule vorzustellen, die tugendhafter ist als die Gesellschaft, die sie organisiert. Einer der Hebel, bei denen die Schule ansetzen kann, besteht darin, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, Solidaritätserfahrungen zu machen. Dies kann beispielsweise über kooperative Spiele oder durch demokratische Mitwirkung erfolgen. Indem Kinder miteinander diskutieren und zusammen Wissen aufbauen, können sie sich bewusst werden, dass zur bestmöglichen Antwort auf  komplexe Problemstellungen unterschiedliche Sichtweisen beitragen können. Die Schule kann älteren Schülerinnen und Schülern auch Erfahrungen bei der  Freiwilligenarbeit im Dienste der Gemeinschaft oder von bedürftigen Menschen ermöglichen.

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Zoé Moody

Dozehtin an der PH Wallis und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interfakultären Zentrum für Kinderrechte (UNIGE)

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vollständiges Interview (PDF)

ventuno 1/18: Solidarität