Was kann alles glücklich sein?
Philosophieren mit Kindern
Kurzbeschrieb
Bei der Unterrichtsmethode «Philosophieren mit Kindern» sind die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, über eine philosophische Frage nachzudenken und miteinander darüber zu diskutieren. Dabei sollen die Kinder unbekümmert ihre Gedanken äussern und anderen zuhören können. Auf Äusserungen darf und soll zwar eingegangen, aber sie dürfen von anderen Schülerinnen und Schülern nicht gewertet werden, weil alle Gedanken als wertvoll zu betrachten sind. Die Methode erschafft also einen Safe Place, muss deshalb mit entsprechenden Kommunikationsregeln eingeübt werden.
Zum Beispiel: Es spricht immer nur jemand. Oder: Wer die eigene Meinung äussert, muss diese anhand eines Beispiels verdeutlichen. So hilft diese Methode dabei, spezifische BNE-Kompetenzen wie das kritisch-konstruktive Denken und das Reflektieren eigener und fremder Werte zu trainieren.
Thematisch bestehen keine Grenzen. Es bietet sich aber an, Themen bzw. Fragen zu wählen, die einen wirklichen Lebensbezug zu den Schülerinnen und Schülern haben. Zum Beispiel: Was macht glücklich? Kann ich mit Tieren befreundet sein?
Bildungsziele
- Persönlichkeitsentwicklung: Das eigene Denken anregen.
- Sozial: Meinungen anderer akzeptieren.
- Kommunikation: Anderen zuhören, bei Unklarheiten nachfragen.
Besondere Stärken
- Die Schülerinnen und Schüler trainieren durch das gemeinsame Philosophieren ihr kritisch-konstruktives Denken und das Reflektieren eigener und fremder Meinungen.
- Die Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Kooperationsfähigkeit während des Gesprächs, indem sie unter anderem nachhaltigkeitsrelevante Fragestellungen gemeinsam bearbeiten.
- Die Schülerinnen und Schüler üben sich während des Diskutierens darin, Perspektiven zu wechseln, wenn sie auf die Aussagen anderer eingehen.
- Die Schülerinnen und Schüler fördern ihr sprachliches Potenzial, sie lernen, ihre Gedanken zu formulieren und auf Gedanken anderer einzugehen. Dadurch stärken sie ihre kommunikativen Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen.
Planung und Durchführung
Vor der Aktivität
- Die Lehrperson eignet sich im Vorfeld fachliches Wissen für das jeweilige Thema an.
- Zudem plant sie, auf welche Art und Weise sie mit den SuS ins Gespräch kommen möchte (kurzer Vortrag, Geschichte, Bilder, Film, Impulsfragen etc.).
- Ebenfalls wichtig ist, die Unterrichtsmethode «Philosophieren» explizit zu üben, damit die SuS wissen, welche Verhaltensregeln gelten (z.B. andere aussprechen lassen, anderen zuhören, eigene Meinungen mit Beispielen verdeutlichen, gemeinsam in einem Kreis sitzen).
- Bevor das Gespräch beginnt, macht die Lehrperson darauf aufmerksam, dass diese Gesprächsrunde ein Safe Place ist, also ein Ort, an dem das Gesagte bleibt und niemand aufgrund der eigenen Gedanken ausgelacht oder ähnliches werden darf. Die Stimmung soll möglichst wohlwollend sein.
Während der Aktivität
- Während der Diskussion können einzelnen Schülerinnen und Schülern konkrete Aufgaben zugeteilt werden. Zum Beispiel achtet jemand darauf, dass wirklich alle ihre Meinungen mit Beispielen verdeutlichen oder jemand ist dafür verantwortlich, dass niemand während des Sprechens unterbrochen wird.
- Die Gesprächsrunde sollte allerdings nicht zu gross sein (max. 10 Personen), damit alle ausreichend zur Sprache kommen und ihre Gedanken entwickeln können.
Nach der Aktivität
- Nach dem Gespräch können die Schülerinnen und Schüler ihre Erkenntnisse nennen und auch den Gesprächsablauf reflektieren. Zu diesem Zweck bietet es sich an, die ein oder andere Diskussion zu filmen und das eigene Diskussionsverhalten anhand der Filmaufnahme zu verstehen, um sich möglicherweise in künftigen Gesprächsrunden anders zu verhalten.
- Oder das Gespräch wird aufgenommen, transkribiert und anschliessend das Transkript mit den SuS besprochen.
Organisation
Für das «Philosophieren» bedarf es lediglich eines Raums, einer Lehrperson und SuS.
Pädagogische Methoden
Die Unterrichtsmethode «Philosophieren mit Kindern» passiert in Form eines Gruppengesprächs.
Beurteilung
Beim Philosophieren als Methode steht nicht der Erkenntnisgewinn der SuS im Vordergrund, sondern das Philosophieren als Tätigkeit. Das heisst, der Fokus sollte eher darauf gelegt werden, dass die SuS ausreichend Möglichkeit haben, ihre Gedanken auszuprobieren, zu formulieren, auf andere Gedanken einzugehen etc.
Zudem kann die Diskussion, sofern sie aufgezeichnet wurde, im Unterricht mit der Klasse analysiert werden. So findet eine Selbstevaluation der Schülerinnen und Schüler statt.
Herausforderungen für den/die Befragte/n
- Erstens besteht ein hoher fachlicher Anspruch an die Lehrperson. Sie muss sich im Voraus mit dem Thema/der Frage auseinandersetzen, um die Diskussion, wenn nötig, mit konkreten Impulsen (Fragen, Informationen, Ideen) anzuregen, leiten, weiterzubringen. Vor allem zu erkennen, was alles zu einem bestimmten Thema gehört, erweist sich als anspruchsvoll.
- Zweitens müssen Lehrpersonen damit klarkommen, nicht im Vordergrund zu stehen und den SuS etwas zu erklären, selbst wenn die Lehrpersonen selbst viel Fachliches beizutragen hätte. Die SuS sollen möglichst selbständig diskutieren und die Lehrperson greift nur ein, wenn es sie wirklich braucht. Das fällt nicht allen Lehrpersonen immer leicht.
- Drittens gilt es seitens Lehrperson, den Anspruch an die Diskussion realistisch einzuschätzen.
Einfach umzusetzen
Die Methode «Philosophieren mit Kindern» lässt sich grundsätzlich leicht in anderen Schulen bzw. Klassen umsetzen, da sie weder administrativ noch logistisch viel Aufwand verlangt.
Was allerdingst beachtet sollte, ist die Gruppengrösse. Bei grösseren Klassen bietet sich das Aufteilen der Klasse an. Entsprechend müssen sich Lehrpersonen Beschäftigungen für jene SuS überlegen, die nicht an der Diskussion teilnehmen. Ebenfalls muss ein zweiter Raum zur Verfügung stehen, damit die diskutierende Gruppe nicht gestört wird.