Im Gespräch: Stiftungsratspräsident Dr. Conradin Cramer und Direktorin Klára Sokol

Dr. Conradin Cramer und Klara Sokol im Gespräch

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«Als Kompetenzzentrum für BNE bleiben wir am Puls der Zeit»

Veränderungen und Wandel sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. éducation21 als Organisation mit öffentlichem Bildungsauftrag beobachtet diese Entwicklungen genau und richtet sich danach aus. Was das konkret bedeutet, erläutern Stiftungsratspräsident Dr. Conradin Cramer und Direktorin Klára Sokol im folgenden Gespräch.

Herr Cramer, das Jahr 2022 war geprägt von einschneidenden politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen wie dem Ukraine-Krieg, dem Hitzesommer oder der Energiekrise. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie auf das Jahr zurückblicken?

Dr. Conradin Cramer: Das Jahr 2022 zeigt einmal mehr, in was für einer dynamischen Zeit wir leben. Und es zeigt, dass nicht alle Entwicklungen vorhersehbar und planbar sind. Mehr denn je sind wir in der Politik, als Arbeitnehmende und als Privatpersonen gefordert, uns immer wieder auf neue Entwicklungen einzustellen, darin Chancen und Handlungsspielräume zu erkennen und diese zu nutzen.

Was bedeutet das für éducation21?

CC: Als nationales Kompetenzzentrum für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist es für éducation21 besonders wichtig, am Puls der Zeit zu sein. Denn das wichtigste Ziel von BNE ist es, junge Menschen zu befähigen, sich selbstbestimmt an der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft zu beteiligen. Dazu brauchen sie Wissen, aber vor allem auch die richtigen Kompetenzen. Da kommen wir nicht umhin, die gesellschaftlichen Entwicklungen stets im Blick zu haben und unsere Dienstleistungen danach auszurichten.

Welche Dienstleistungen sind das?

Klára Sokol: Da wären zum einen unsere zahlreichen Veranstaltungen, an denen wir stets aktuelle Themen aufnehmen und diese mit den Fachpersonen diskutieren. Weiter stellen wir jedes Jahr mehrere Themendossiers für Lehrpersonen zusammen, mit denen sie aktuelle Themen im Unterricht BNE-orientiert umsetzen können.

Welche Themen waren das im Jahr 2022?

KS: Im letzten Jahr hatten wir die drei Schwerpunktthemen Boden, Kreislaufwirtschaft und Frieden. Im Hitzesommer mit den nie dagewesenen Dürreperioden wurde uns besonders deutlich vor Augen geführt, welche Wichtigkeit Böden für unsere Versorgung haben und wie stark sie vom Klimawandel betroffen sind. Das Dossier «Boden» liefert dazu zahlreiche Unterrichtsimpulse. Das Themendossier «Frieden» erhielt durch den Ukraine-Krieg eine unvorhergesehene Dringlichkeit. Es war jedoch erst für September geplant, weshalb wir im Frühjahr kurzfristig ein Spezialdossier zum Ukraine-Krieg publizierten. Es wurde rege genutzt, wie Auswertungen der Klickzahlen unserer Website zeigen.

Wie haben sich die Programme und Mandate von éducation21 im vergangenen Jahr entwickelt?

KS: Durchaus erfreulich. Anfang Jahr haben wir die Vergabe von Finanzhilfen an Schulprojekte in den Bereichen BNE und Rassismusprävention neu ausgerichtet. Wir wollen uns auf Projekte fokussieren, die sich durch einen langfristigen und innovativen Ansatz bei der Schul- oder Unterrichtsentwicklung auszeichnen. So konnten wir schliesslich 11 Projekte im Bereich der Rassismusprävention und 15 BNE-Projekte unterstützen. Ein Highlight war auch die Lancierung des neuen Unterrichtsangebots ResponsAbilita. Es wurde im Rahmen des Jugendprogramms Free. Fair. Future gemeinsam mit dem Tabakpräventionsfonds entwickelt und soll Jugendliche befähigen, kritisch und aus einer inneren Stärke heraus mit dem Tabakkonsum umzugehen.

CC: Für mich bleibt der 1. September in sehr erfreulicher Erinnerung. Da feierten wir das 25-Jahr-Jubiläum von Schulnetz21. Gemeinsam mit allen kantonalen und regionalen Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie den Auftraggebenden und Partnern haben wir die wichtige Arbeit des schweizerischen Netzwerks gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen in Bern gewürdigt. Als Präsident von éducation21 macht es mich stolz, dass dieses Netzwerk mit mittlerweile über 2000 Mitgliedschulen so gut etabliert ist und wir es in engem Austausch mit allen Beteiligten weiterentwickeln dürfen.

2022 standen auch auf organisatorischer Ebene Weiterentwicklungen an.

KS: Das ist richtig. Wir haben per Oktober alle Mitarbeitenden am zentralen Standort in Bern zusammengeführt. Durch die Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden an einem Ort fliessen die Perspektiven der verschiedenen Sprachregionen noch besser in die gemeinsame Arbeit ein. Wir können Synergien nutzen und über den direkten Austausch die Kohärenz und Qualität unserer Dienstleistungen über alle Sprachen hinweg stärken.

Was bedeutet das für die Zusammenarbeit mit den regionalen Partnerorganisationen?

KS: Für sie ändert sich grundsätzlich nichts. Die Ansprechpersonen aus den drei Sprachregionen stehen ihnen weiterhin für ihre Anliegen bereit. Gemeinsame Projekte und Kooperationen werden weitergeführt und sollen teilweise noch ausgebaut werden.

Womit wir beim Ausblick wären. Wie geht es 2023 weiter?

KS: Auf inhaltlicher Ebene befassen wir uns im Einklang mit den sprachregionalen Lehrplänen gegenwärtig intensiv mit den BNE-Kompetenzen. Sie bilden gemeinsam mit dem BNE-Verständnis – das wir im vergangenen Jahr überarbeitet haben – die Grundlage unserer Tätigkeiten. Auf organisatorischer Ebene steht eine Gesamtevaluation von éducation21 an, die u. a. Erkenntnisse für die Erarbeitung der Folgestrategie liefern soll.

CC: Ich bin überzeugt, dass diese Evaluation die Wirksamkeit von éducation21 bestätigen wird. BNE ist heute kein umstrittenes Konzept mehr, sondern ist in allen Lehrplänen verankert und auch fester Bestandteil der Ausbildung von Lehrpersonen. Nicht zuletzt dürfen wir im Jahr 2023 das 10-Jahre-Jubiläum von éducation21 feiern. Das wollen wir nutzen, um BNE und unsere Dienstleistungen bei unseren Zielgruppen noch besser bekanntzumachen.

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