Das Grosse im Kleinen erkennen

Appréhender l’ensemble à travers une partie

Globales Lernen | THOMAS ABPLANALP

Globales Lernen ist eine Voraussetzung zur Erreichung der SDGs. Im Unterricht lässt es sich vielfältig umsetzen.

Die von der UN im Rahmen der Agenda 2030 verabschiedeten 17 Nachhaltigkeitsziele gelten als global zu erreichende Ziele. Das bedeutet, dass jeder Staat und jeder Mensch mithelfen soll, die Ziele zu erreichen. Während natürliche und soziale Dring­lichkeiten im eigenen lokalen Umfeld häufig vergleichsweise leicht erkannt werden können, benötigt das Erken­nen von weltweiten Herausforderungen globales Lernen. Als Bildungskonzept besteht das Ziel des globalen Lernens darin, globale Zusammenhänge und Entwicklungen zu verstehen und mit dem eigenen Alltag zu verknüpfen. Zum globalen Lernen gehört auch, sich als Teil der gesamten Welt zu sehen und eine Weltoffenheit und Empathie zu kultivieren. Die Lernenden sollen fähig sein, sich in einer globalisierten Welt zu orientieren, eine eigene Haltung zu entwickeln, Zusam­menhänge zu analysieren, Annahmen zu hinterfragen und sich mit Stereotypen und Vorurteilen auseinanderzusetzen. Aber wie gelingt das globale Lernen im Unterricht?

Mit kleinen Spielfiguren das grosse Ganze analysieren

Eine Simulation globaler Wertschöpfungsketten lässt Lernende auf den unteren Stufen globale Zusammenhänge erkennen. Die Lehrperson organisiert im Vorfeld Spielfiguren (z. B. Lego oder Playmobil) und Teilprodukte einer Wertschöpfungskette (z. B. Ka­kaobohnen, Milch, Verpackungsmate­rial, Zucker). Gemeinsam analysieren die Lernenden, was alles passieren muss, damit sie zu Hause ein Stück Schokolade essen können. Auf einem Tisch oder auf dem Boden stellen sie die Spielfiguren, ­-fahrzeuge und übri­gen Materialien entsprechend hin. Die Lehrperson kann mit gezielten Fragen helfen: Was muss alles passieren, damit ein Bauer bzw. eine Bäuerin Kakaobohnen ernten kann? Was braucht ein Fabrikmitarbeiter bzw. eine Fabrikmitarbeiterin zur Herstellung von Schokolade? Haben die Lernenden die Wertschöpfungskette durchgedacht, können sie sich weiter über­legen, welche Konsumgüter eine lange und welche eine kurze Wertschöpfungskette aufweisen.

«Zum globalen Lernen gehört auch, sich als Teil der gesamten Welt zu sehen und eine Welt­offenheit und Empathie zu kultivieren.»

Einen Bauernhof als Mikrokosmos entdecken

Zusätzlich besteht vielleicht die Möglichkeit, einen Ausflug zu einem lokalen Bauernhof oder Gemeinschaftsgarten zu machen. Dort erhalten die Lernenden bestenfalls einen Einblick in eine kleine, lokale Wertschöpfungskette. Auf einer Metaebene erfahren sie gleichzeitig die räum­liche Ausgangslage globaler Wertschöpfungs­ketten: In der Theorie funktioniert sie mit weni­gen Spielfiguren auf einem Tisch. Aber bereits die Wertschöpfung saisonal­-lokaler Produkte im eigenen Dorf bzw. in der eigenen Stadt er­weist sich als deutlich grösser. Und damit zu Hause ein Stück Schokolade gegessen werden kann, bedarf es einer noch grösseren Wert­schöpfungskette, über Landes­- oder gar Konti­nentgrenzen hinaus.

Einfluss auf die Natur, Gesellschaft und Wirtschaft

Eher auf den oberen Stufen bietet es sich an, natürliche, gesellschaftliche und wirtschaft­liche Dimensionen mitzudiskutieren: Warum verdient wer wie viel in einer Wertschöpfungskette? Warum bestehen weltweit so unter­schiedliche Arbeitsbedingungen? Welchen Ein­fluss nimmt das eigene Konsumverhalten auf diese Dimensionen? Verschiedene Lernmedien unterstützen eine solche Diskussion.

Stereotypen und Vorurteile mit Briefen hinterfragen

Die Lernenden pflegen während des Schuljahrs Brieffreundschaften mit Lernenden aus der ganzen Welt. Anhand der Briefe (bzw. E-­Mails) lernen sie Gemeinsamkeiten zwischen sich und Gleichaltrigen auf der ganzen Welt kennen. Dadurch verstehen sie globale Zusammen­hänge besser, und sie hinterfragen zeitgleich Stereotypen und Vorurteile. Vielleicht gelingt es den Lernenden sogar, mit ihren Brieffreundin­nen und ­-freunden darüber nachzudenken, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele erreicht werden könnten.