Wasser

Ohne Wasser kein blauer Planet – ohne Wasser kein Leben. Wasser ist überall, sowohl um uns als auch in uns (unser Körper besteht zu ca. 65 % aus Wasser).
Wasser ist faszinierend. Beispielsweise, wenn es regnet oder schneit, wenn wir in einen See eintauchen, einen Sonnenuntergang am Meer beobachten, ein erfrischendes Getränk geniessen. Auch in Literatur und Kunst spielt Wasser eine wichtige Rolle: Es wird gemalt, besungen, bedichtet. Die unbändige Kraft des Wassers zeigt sich beim Drehen eines Mühlrads, bei der Kühlung eines Atomkraftwerks, beim Durchfliessen einer Turbine zur Stromerzeugung, aber auch in bedrohlicher Form, bei einer Überschwemmung, einem Tsunami oder einem Dammbruch. Die Bedeutung des Wassers wird uns spätestens dann bewusst, wenn es fehlt: für die Haushalte, für Flüsse und andere Wasser-Ökosysteme, für Landwirtschaft und Industrie, für Freizeit und Tourismus, für Konsum und Hygiene.
Wasser findet sich abgefüllt in Flaschen im Geschäft und als virtuelles Wasser auch in unserer Kleidung, im Gemüse, in einem Steak.
Das Wasser in Flüssen und Ozeanen erlaubt es, Güter über tausende von Kilometern zu transportieren. Transportweg, Ökosystem, Lebensmittel, Konsumgut, Wirtschaftsfaktor, Energieproduzent …
Wasser ist für unser Leben unentbehrlich, heute und in Zukunft, hier und überall auf der Erde.

Zahlen und Fakten*

Schweiz

In der Schweiz beträgt der unmittelbare Wasserverbrauch pro Person rund 150 l pro Tag. Laut WWF verbrauchen die Schweizerinnen und Schweizer jedoch tatsächlich rund 4200 Liter «virtuelles» Wasser pro Tag, d.h. Wasser, das für die Herstellung von Lebensmitteln, Getränken, Bekleidung und anderen Konsumgütern verwendet wird. Da ein grosser Teil unserer Waren im Ausland produziert wird, verbrauchen wir einen grossen Teil unseres Wassers im Ausland.
So benötigt beispielsweise die Produktion einer einzigen Orange 50-100 l Wasser. Da die meisten in der Schweiz konsumierten Orangen aus Spanien oder Italien stammen, könnte uns der absehbare Wassermangel in diesen Ländern sehr bald direkt treffen.

Die Wasserqualität in der Schweiz hat sich seit den 1950er Jahren dank der Reduktion von Phosphaten verbessert. Aber Pflanzenschutzmittel, Pestizide, Mikroverunreinigungen, Kunststoffe, Kosmetika, Reinigungsmittel und Medikamente – die oft unsichtbar sind – beeinträchtigen die Wasserqualität und gefährden die biologische Vielfalt in Gewässern. Dieselben Folgen haben steigende Wassertemperaturen und bauliche Eingriffe in Wasserläufe (Kanalisationen).
25% der 65'300 km Flüsse und Bäche in der Schweiz sind heute durch menschliche Eingriffe (Mauern, Dämme, Rückhaltebecken usw.) stark verändert. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf Flora und Fauna, da angepasste Lebensräume (Kiesbänke, wechselndes Hoch- und Niederwasser, periodisch überflutete Gebiete usw.) zunehmend fehlen. Flussuferverbauungen verhindern Zirkulation und Migration – lebensnotwendige Mobilität vieler Arten. Bis 2090 sollen 4000 Kilometer stark eingedämmte Flussabschnitte mit Hilfe von Bundesmitteln revitalisiert werden.

In Bezug auf die Wasserqualität sind kleine Fliessgewässer besonders betroffen, da ihre Durchflussmenge geringer ist: Schadstoffe, die von Feldern, Strassen und Siedlungen abfliessen, werden weniger verdünnt. Schwere Schäden an Wasser und Feuchtgebieten spiegeln sich in den Roten Listen der bedrohten Arten: Mehr als ein Fünftel der vom Aussterben bedrohten oder bereits ausgestorbenen Arten in der Schweiz sind oder waren mit Wasser verbunden, ein weiteres Fünftel mit Ufern und Feuchtgebieten.
Intensive Landwirtschaft, die Zunahme von Wohngebieten und Verkehrsinfrastruktur sowie der Ausbau der Wasserkraft dürften den Druck auf Gewässer und das als Trinkwasser genutzte Grundwasser weiter erhöhen. Darüber hinaus bedroht der Klimawandel unsere Wasserressourcen. Der erwartete Rückgang der sommerlichen Niederschläge und die steigende Lufttemperatur dürften den Wasserstand senken und die Wassertemperaturen weiter erhöhen.
Die grössten Veränderungen sind im alpinen Wasserhaushalt zu erwarten: Nach heutigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass die Schneefallgrenze steigt, während die im Winter gebildeten Schneereserven und das Gesamtvolumen der Gletscher weiter abnehmen. In vielen Regionen werden im Winter deutlich höhere und im Sommer niedrigere Abflussmengen zu verzeichnen sein. Es wird erwartet, dass sowohl extreme Hochwasser als auch extreme Niedrigwasser zunehmen werden.

Die Schweiz hat gesetzliche Massnahmen zum Gewässerschutz ergriffen: das Gewässerschutzgesetz und die zugehörige Verordnung, die darauf abzielen, Oberflächen- und Grundwasser als grundlegende Ressource für Menschen, Tiere und Pflanzen zu schützen und nachhaltig zu nutzen. Durch ökologische Revitalisierung und Sanierung können die Gewässer ihre Funktionen als natürliche Lebensräume, Migrationskorridore für Wasserorganismen und Erholungsgebiete für den Menschen erfüllen. Ausreichend gross dimensionierte Flussbette erleichtern den Hochwasserschutz.

Weltweit
 
Die Erdoberfläche ist zu 71% von Wasser bedeckt. Aber Süsswasser macht weniger als 3% des gesamten Wassers auf der Erde aus. 77% dieser 3% sind als Eis (Gletscher, Schnee im Gebirge usw.) gebunden und 22% sind als Grundwasser im Boden gespeichert. Weltweit steht somit nur 1% des Süsswassers für Lebewesen zur Verfügung – Wasser ist eine seltene und kostbare Ressource. Diese wird oft rücksichtslos ausgebeutet: Rund ein Viertel der Flüsse der Welt versiegen, bevor sie das Meer erreichen – wegen der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und wegen Wasserkraftwerken.

Zwischen 2010 und 2030 wird der weltweite Wasserbedarf voraussichtlich um etwa 40% steigen, vor allem durch die Landwirtschaft. Der internationale Wettbewerb um die Wasserressourcen wird sich deshalb verschärfen. Mit zunehmender Wasserknappheit (Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Armut und Ungleichheit) werden Konflikte bei der Kontrolle und Verteilung von Wasser wahrscheinlicher. Wasser wird vom öffentlichen Gut zur Ware und zum Gegenstand von Machtkonflikten. Multinationale Unternehmen haben bei der Wasserversorgung bereits die Rolle von Regierungen übernommen, da diese wegen mangelnder Finanzen nicht investieren können. Sie verhandeln über die Rechte auf Quellwasser, füllen es ab und verkaufen es an die lokale Bevölkerung. Dies alles erhöht das Risiko, dass die ärmsten Menschen nicht mehr in der Lage sein werden, genügend Wasser zu erhalten, was im Widerspruch zu den SDG’s steht (Sustainable Development Goals of the United Nations Agenda 2030). Diese zielen darauf ab, «den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu gewährleisten und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen sicherzustellen».
Das Thema der nachhaltigen Nutzung der Ozeane wird in SDG 14 behandelt, welches darauf abzielt, «den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu gewährleisten und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen sicherzustellen».

* Text basiert auf dem BNE-Kit «Wasser» von éducation21 sowie auf dem « Umweltbericht 2018 »

Das Thema Wasser vereint wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche, ökologische, kulturelle, geopolitische und weitere Themen. Damit wird es zum idealen Ausgangspunkt für die Vertiefung mehrerer BNE-Kompetenzen. Es ist relativ einfach, die Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Aspekten bereits Schüler/-innen des Zyklus 1 zu vermitteln.

Die Darstellung zeigt ausgewählte Stichworte zum Thema und eine mögliche Verortung im Drei-Dimensionen-Schema der Nachhaltigen Entwicklung (vgl. Lehrplan 21). Die Stichworte sind nicht abschliessend, sondern können ergänzt werden. Ihre Verortung in den drei Dimensionen und ihren Schnittbereichen ist als Denkanstoss zu verstehen.
 

Schüler/-innen stehen in dauerndem Kontakt mit Wasser – sei es konkret oder indirekt durch ihr Konsumverhalten oder ihre Gewohnheiten. Wasser als interdisziplinäres Thema wird idealerweise mit einem fächerübergreifenden Ansatz angegangen. Das Thema eignet sich aber auch für fächerspezifische Zugänge in den Fachbereichen Biologie, Geographie, WAH, Sport, Physik, BG usw.
Dabei kann an das Vorwissen der Schüler/-innen angeknüpft werden, beispielsweise indem mit einer übergeordneten oder komplexen Frage eine Diskussion angeregt wird. Mit komplex ist gemeint, dass die Frage nicht so einfach beantwortet werden kann, man sich diskursiv über sie austauschen kann. Dabei steht nicht die konkrete Antwort im Vordergrund, sondern die gemeinsame Suche nach möglichen Lösungen. Die Fragestellungen gehen von der Lebenswelt der Schüler/-innen aus, tangieren möglichst viele Aspekte und Interessenslagen und regen zum Nachdenken und Handeln an.

• Wem gehört das Wasser? (Zyklen 1, 2 und 3)
• Wie viele Liter Wasser braucht man, um ein T-Shirt, ein Kilo Rindfleisch, ein Blatt Papier herzustellen? (Zyklen 2 und 3)
• Gibt es zu viel oder zu wenig Wasser? (Zyklen 2 und 3)
• Wo versteckt sich das Wasser? (Zyklen 1, 2 und 3)
• Warum ist Wasser wertvoll? (Zyklen 1,2 und 3)

Weitere mögliche Fragen, welche altersentsprechend angepasst werden müssen:

• Was sind die physikalischen Eigenschaften des Wassers in seinen verschiedenen Aggregatzuständen?
• Woher kommt unser Leitungswasser, wer bestimmt den Preis?
• Ist abgefülltes Wasser besser als Leitungswasser?
• Gibt es in jedem Haus der Welt Wasseranschlüsse? Warum?
• Wie atmen Fische? Wie Wale?
• Wie passen sich Tiere in heissen Wüsten oder im ewigen Eis an ihre Umgebung an?
• Warum können Enten und Boote auf dem Wasser schwimmen?
• Wer beschliesst, den Lauf eines Flusses zu verändern, und warum?
• Warum gilt Wasserkraft als umweltfreundlich?
• Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Meeresströmungen, den Meeresspiegel und damit auf menschliche Siedlungen in Küstennähe?
• Wenn wir von einem geschlossenen Wasserkreislauf ausgehen: Ist das Wasser, das wir heute trinken, dasselbe Wasser, das schon Kleopatra und lange vor ihr auch die Urmenschen getrunken haben?

Am Ende der Unterrichtseinheit empfiehlt es sich, die Frage erneut aufzugreifen, um zu sehen, inwiefern sich die Vorstellungen der Schüler/-innen verändert haben.

Die Palette reicht von wissensbasierten Fragen bis zu Fragen nach lokalen oder globalen Herausforderungen, sie betreffen Einzelpersonen oder die Gesellschaft als Ganzes, sie thematisieren Werte und haben einen Zukunftsbezug. Fragen aus verschiedenen Perspektiven zu stellen, trägt zum Erwerb mehrerer BNE-Kompetenzen bei: vernetzend Denken, vorausschauend denken und handeln, kritisch-konstruktives Denken, Perspektiven wechseln und nachhaltigkeitsrelevante Fragestellungen gemeinsam bearbeiten.

Die Kopiervorlage Wörterwolke (PDF) (inkl. Ideen für den Unterricht) eignet sich als Arbeitsinstrument für die Schüler/-innen ab 3. Zyklus
- für den Einstieg ins Thema: Vorwissen abholen, Nachhaltigkeitsbezüge diskutieren;
- für die Vertiefung und Weiterarbeit: Zusammenhänge sichtbar machen, Unterthemen definieren, Einzelaspekte vertiefen.
Für jüngere Schüler/-innen kann mit vereinfachten Begriffen oder mit Bildern gearbeitet werden. Dafür steht eine leere Vorlage zur Verfügung.

Ein grosser Vorteil bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Wasser ist seine Allgegenwart. Es ist überall möglich, konkrete Aktivitäten mit den Schüler/-innen zu realisieren, sie mit der Wirklichkeit zu konfrontieren, Informationen aus vielen Quellen zu finden (Internet, Institutionen, Unternehmen, Dienstleistungen, …).

Um die Schüler/-innen zu einem bewussteren Wahrnehmen des Wassers in der unmittelbaren Umgebung anzuregen und Handlungsspielräume zu eröffnen, eignet sich beispielsweise ein Projekt zur Bedeutung des Wassers in der Schule. Wo wird in der Schule Wasser benötigt? Zu welchem Zweck? (Trinken, Toilette und Duschen, Begiessen von Pflanzen, Schulgarten, Reinigung, Schulkantine, evtl. Biotop mit Teich …).