Konfliktprävention und ­-schlichtung mit «chili»

Foto: SRK, Roland Blattner, Text: Daniel Fleischmann

vorherige Seite

Es gibt keine Schule ohne Konflikte

Viele Schulen haben Instrumente zur Prävention und Bewältigung von Konflikten. An manchen Orten gibt es die Peacemaker, andere verwenden «Denk-Wege», dritte nutzen «chili». Wichtig ist der Grundsatz: Konflikte sind eine Aufgabe der ganzen Schule.

Der Wolf sagt: «Mit Anja in der Gruppe verlieren wir.» Die Giraffe entgegnet: «Anja gehört zu unserem Team.» Der Wolf sagt: «Die mag ich sowieso nicht.» Die Giraffe: «Anja ist nett zu mir.»

Wolf und Giraffe sind innere Stimmen. Jetzt sitzen sie, als Puppen, auf den Händen von Gabriela Moser, «chili»-­Kursleiterin. Gerade hat sie erzählt, dass die beiden Tiere die Pole unserer Sprache darstellen: Die der Gewalt und die der gewaltfreien Kommunikation. Das eine Tier verwendet gemeine Wörter, es zieht dich runter. Das andere ist freundlich und baut Brücken. Wir können nicht immer Giraffe sein. Aber wir sollten den Wolf in uns unter Kontrolle haben. Und erkennen: Auch der Wolf ist nicht böse. Er will mitspielen, aber er kann es nicht richtig sagen.

Dann legt Gabriela Moser die Handpuppen auf den Tisch und leitet zu den Grundsätzen der gewaltfreien Kommunikation über. Wie spricht die Giraffe? Wie schafft sie es, dass Konflikte beigelegt werden können oder gar nicht erst entstehen? Vier Schritte sind wichtig:

  • Beobachtung: Sage, was du wahrgenommen hast, ohne Vorwurf oder Kritik.
  • Gefühle: Wie fühlst du dich bei dieser Beobachtung?
  • Bedürfnisse: Was hättest du gebraucht, welches Bedürfnis wurde nicht erfüllt?
  • Bitte/Frage: Bitte um das oder frage nach dem, was dein Leben bereichert – ohne zu fordern.

Teil der Schulkultur

Die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg bildet neben weiteren Konzepten den Kern des Konflikttrainings «chili» des Schweizerischen Roten Kreuzes. Es wird in zahlreichen Kantonen der Schweiz angeboten.

Am heutigen Kurs sind vor allem pädagogische Fachpersonen da, darunter Susanne Schneider. Die Primarschullehrerin unterrichtet seit zweieinhalb Jahren an der Schule Mattenhof, Zürich. Hier ist «chili» als Instrument zur Konfliktprävention und -­schlichtung etabliert; jedes halbe Jahr soll mit den Klassen eine exemplarische Übung dazu stattfinden. «Ich war ziemlich gefordert. Mit dem Instrumentenkoffer, der uns zur Verfügung steht, konnte ich wenig anfangen», sagt Susanne Schneider. «Hier im ‹chili›-­Kurs habe ich ein Lehrmittel dafür erhalten, mit vielen Übungen, die nach Stufen aufbereitet sind – eine perfekte Vorbereitung für meinen Unterricht.» Nun weiss Susanne Schneider auch, was es mit dem Seil im Koffer auf sich hat: Die Knoten markieren die vier Schritte zur Lösung eines Konflikts. Und im Rollenspiel hat sie erfahren, dass das nicht immer möglich ist.

Gabriela Moser sagt, dass der Umgang von Konflikten eine Aufgabe der ganzen Schule ist. «Je klarer eine Schule Regeln hat, wie sie mit Streit umgeht, desto weniger Probleme hat sie zum Beispiel mit Eltern.» Das bestätigt der Leiter der Schule Mattenhof, Rolf Kenel: «Es gibt keine Schule ohne Konflikte, zwischen den Kindern, aber auch innerhalb des Teams. Um sie zu lösen, ist ein gemeinsames Instrument nötig.

Ausserschulische Angebote

chili – Stark im Konflikt

Peacemaker

 

nächste Seite

zurück zur Übersicht