Gehen oder bleiben?
Soll ich die Heimat verlassen, um mich auf die Zukunft vorzubereiten, um mir ein besseres Leben aufzubauen oder weil ich dazu gezwungen bin? Oder soll ich in meiner Heimat bleiben, in der ich mich wohl fühle, trotz Schwierigkeiten oder mangelnder Perspektiven?
Diese Fragen, die uns alle betreffen, sind in einem Migrationskontext besonders präsent. Migration als menschliches und soziales Phänomen, das mit wirtschaftlichen, ökologischen, politischen, demografischen, kulturellen und persönlichen Faktoren verbunden ist, prägt unser Leben als Gesellschaft. Im Schulhaus machen die meisten Schülerinnen und Schüler sowie die in der Ausbildung stehenden Jugendlichen bereits Erfahrungen mit Multikulturalität. Sie erleben im Alltag die Begegnung mit Personen, die aus einem anderen Land, einem anderen Kanton, einer anderen Stadt oder einem anderen Dorf kommen, und bereiten sich gleichzeitig auf ein Leben vor, das von Ortswechseln geprägt ist.
- BNE-Relevanz
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Die BNE-Relevanz und das Hintergrundwissen sind auch als Download verfügbar: Gehen oder bleiben? (Download)
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éducation21 ermöglicht Lehrpersonen einen niederschwelligen Zugang zu BNE im Unterricht und in der Schule. Nebst der inhaltlichen Grundlage des Themas ist dafür vor allem wichtig, die ökologischen und sozialen Dringlichkeiten zu kennen, durch die das Thema an Relevanz gewinnt. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage, welche Bedeutung das Thema für den konkreten Alltag der Lernenden hat.
1. BNE-Kompetenzen
Eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration macht es möglich, spezifische BNE-Kompetenzen zu trainieren. Die Beschäftigung mit Migration beinhaltet unterschiedliche Themen wie Klimawandel, menschliche Grundbedürfnisse, sozioökonomische Ungleichheiten, Gesundheit und Wohlbefinden, Mobilität, Bildung usw. Kurz gesagt zeigt das Thema die wechselseitige Abhängigkeit und die damit einhergehende systemische Verbundenheit der Welt. Wer Migration als das Verlassen des eigenen Geburts- oder Wohnorts versteht, erkennt das Phänomen als integralen Bestandteil einer Gesellschaft, das jeden Menschen betrifft.
Dieser Perspektivenwechsel gelingt auch bei einem Blick auf die Schweiz, die aufgrund ihrer Armut lange Zeit ein Auswanderungsland war. Auch andere Gegebenheiten helfen dabei, Perspektiven zu wechseln: Die Niederlassung von Seniorinnen und Senioren in einem anderen Land, in dem weniger finanzielle Unsicherheiten bestehen oder das Hineinversetzen in die Lage eines Migranten oder einer Migrantin mit den damit einhergehenden Fragen, wie man unter diesen Umständen selbst handeln würde und welche Bedürfnisse man hätte. Ein Perspektivenwechsel hilft dabei, die Realität von Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt oder ganz in unmittelbarer Nähe besser zu verstehen. Die Perspektive wechseln und vorgefasste Meinungen überdenken, ist auch durch die Aneignung von neuem Wissen möglich. Wer sich auf Fakten und Zahlen stürzt, erhält einen Überblick über die weltweite Migration und erkennt dabei, dass primär die Nachbarländer die Aufnahmeländer von Menschen, die vor Konflikten oder diktatorischen Regimes fliehen, sind. Nur wenige internationale Migrantinnen und Migranten kommen nach Europa.
Aber wie gelingt der gesellschaftliche Umgang mit den Herausforderungen, die sich aus den aktuellen Migrationsströmen ergeben? Wie entwickelt sich eine Gesellschaft weiter? Wie sieht ein angemessener Umgang mit dem Pluralismus aus? Mit Ängsten, der Politisierung von Migration und Anti-Immigrationsbewegungen? Wie können wir die Integration und den interkulturellen Austausch in Zukunft unterstützen? Wie können wir Diskriminierung und Rassismus bekämpfen und eine erhöhte Sensibilität dafür entwickeln? Kurz: Wie können wir die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Migration von morgen antizipieren? Wie gelingt es uns, Migration als Chance und nicht als Problem wahrzunehmen und Migrantinnen und Migranten als eine Gruppe von Menschen zu betrachten, die auf Anpassungsstrategien spezialisiert sind? Wie können wir ihre im Herkunftsland erworbenen Kompetenzen nutzen und möglichst viele Menschen an diesen prägenden Erfahrungen teilhaben lassen? Kreatives Denken ermöglicht, Migration auf eine neue Weise zu begreifen. Migration ist ein Thema, das die Identität berührt, Emotionen und Ängste erzeugt und zu hitzigen Debatten führen kann. Eigene Emotionen wahrnehmen, einen kritischen Geist entwickeln, sich im Dialog üben und argumentieren sind Teil der BNE-Kompetenzen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Migration bedeutet auch, sich selbst zu positionieren, die eigenen Emotionen zu verstehen, über die persönlichen Werte und die anderer nachzudenken, um konkret handeln zu können. Wie kann ich mich hier und jetzt verhalten? Wie kann ich meine Verantwortung als Bürgerin oder Bürger und als Mensch, der zu dieser Welt gehört, wahrnehmen? Welche Rolle kann ich im demokratischen Prozess spielen und welchen Platz soll ich Menschen mit Migrationshintergrund einräumen, damit sie schon während der Ausbildung voll und ganz partizipieren können? Anders ausgedrückt: Wie können wir als einzelne Personen und als Gesellschaft handeln, um eine nachhaltige Gesellschaft zu gestalten?2. BNE-Fragen
BNE-Fragen
Die unten aufgeführten Fragestellungen im Rahmen der BNE zeichnen sich durch ihre Komplexität aus. Das bedeutet, dass die Antworten weder richtig noch falsch sind, sondern diskutiert werden müssen. Daher können diese Fragen als Grundlage für Diskussionen, Aktivitäten, Projekte oder Ähnliches in der Klasse oder in der Schule dienen, z.B. als Ausgangspunkt für weitere Diskussionen innerhalb der Klasse:
Individuelle Ebene
- Was bedeutet Migration in Bezug auf meine Familiengeschichte und meine Zukunftswünsche für mich persönlich?
- Möchte ich in der Schweiz oder anderswo Karriere machen oder plane ich, immer dort wohnen zu bleiben, wo ich herkomme?
- Wie wirkt sich die Migrationspolitik im Alltag auf mich aus?
- Wer geniesst bestimmte Privilegien, wer nicht? Zum Beispiel in Bezug auf die Bewegungsfreiheit?
- Wie kann ich mich an der Debatte über die verschiedenen politischen Rechte beteiligen, die für manche Menschen eingeschränkt sind? Welche Möglichkeiten des politischen Engagements gibt es? Was kann ich konkret tun?
- Wie kann ich einer Mitschülerin oder einem Mitschüler die Integration erleichtern? Inwiefern ist meine Freundschaft wichtig?
- Wie kann mich der Kontakt mit neuen Sichtweisen auf die Welt bereichern? Was bringen mir die Erfahrungen und Traditionen der Menschen in meiner Umgebung?
- Was kann man als einzelne Person und als Gesellschaft tun, um ein harmonisches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft zu fördern?
- Was können wir in Bezug auf die Aufnahme und die (soziale, politische …) Eingliederung von Migrantinnen und Migranten besser machen? Und umgekehrt: Was sollen Migrantinnen und Migranten tun, um willkommen geheissen und integriert zu werden?
- Sind die internationalen Migrationsströme ein Spiegelbild einer interdependenten Welt? Bringen sie die Herausforderungen der Nachhaltigkeit, der ökologischen und sozialen Dringlichkeit zum Ausdruck?
- Wie sieht unsere Vision der Gesellschaft von morgen aus?
- Auf welchen Werten beruht die Achtung und Förderung der kulturellen Vielfalt in unseren modernen Gesellschaften?
- Muss die demokratische Regierungsführung an die kulturelle Vielfalt angepasst werden?
- Ist es problematisch, wenn ein wesentlicher Teil der Bevölkerung kein Wahlrecht hat, obwohl diese Menschen seit Jahren in der Schweiz leben und Steuern zahlen? Wie können die demokratische Bürgerschaft und die effektive Partizipation aller Menschen gestärkt werden?
- Wie können wir den sozialen Zusammenhalt bewahren und gleichzeitig die Vielfalt wertschätzen?
- Welche Massnahmen können wir hier ergreifen, um Umweltschäden einzudämmen, die ganze Bevölkerungsgruppen zur Flucht aus ihren Heimatregionen zwingen?
- Wie stark wird die Migration in Zukunft zunehmen?
- Wie können die Bedürfnisse der neu ankommenden, der niedergelassenen und der einheimischen Menschen (Sicherheit, Stabilität, gesunde Umwelt, Gesundheit, Zufriedenheit) in Zukunft miteinander in Einklang gebracht werden?
- Auf welchen Ebenen gibt es Vorbehalte gegen die Aufnahme und Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund?
Wie können Menschen mit Migrationshintergrund vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wenn sie nicht in die Diskussionen einbezogen werden, die in erster Linie sie selbst betreffen?3. Umsetzung im Unterricht
Eine Mitschülerin, die vor kurzem aus der Ukraine gekommen ist, Eltern, die aus Portugal zugewandert sind, oder eine Schülervertreterin, die davon träumt, sich dereinst in Singapur niederzulassen: Migration ist in den Bildungseinrichtungen eine alltägliche Realität. Heute haben alle Lernenden einen Bezug zum Thema Migration, sei es durch ihr (familiäres) Umfeld oder Bilder in den Medien. Zudem betrifft das Thema alle Schulstufen.
In den verschiedenen Lehrplänen stehen Ziele, die mit Migration in Verbindung gebracht werden können. Es geht darum, sich der Vielfalt in all ihren Formen bewusst zu werden, sich gegenüber dem Anderssein zu öffnen, voneinander zu lernen und dabei fähiger und sensibler für interkulturelles Verständnis zu werden, die Perspektive zu wechseln und Vorurteile zu überwinden, um gegenseitigen Respekt zu entwickeln. Im Unterricht können verschiedene Aktivitäten durchgeführt werden:
Die Aufnahme von Migrantinnen und Migranten wirkt sich auch auf den Schulalltag aus, weil ein grosser Teil dieser Menschen minderjährig ist und eingeschult werden muss. Deshalb besteht eine direkte Verbindung zwischen dem Unterricht und den Themen Exil, Asyl und Eingliederung. Lehrpersonen können sich gemeinsam mit ihrer Klasse über die Hintergründe von Migrationsbewegungen informieren, sich eingehend mit den vielfältigen Gründen der Migration auseinandersetzen und den Grundstein für ein friedliches Zusammenleben in ihrer Schule legen. Gemäss der Integrationspolitik der Schweiz gehören Schulen, Berufsbildungsinstitutionen und Unternehmen zu den sogenannten Regelstrukturen – den Strukturen, in denen die Integration in erster Linie stattfindet.
Das Thema Migration kann in verschiedenen Fächern und insbesondere im fachübergreifenden Unterricht behandelt werden: Die Schülerinnen und Schüler können zum Beispiel in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern, in der Allgemeinbildung, Ethik, Religion und Gesellschaft verschiedene Lebensweisen entdecken und erforschen und auf diese Weise ein Verständnis dafür entwickeln, was Herkunft und Zugehörigkeit für Migrantinnen und Migranten bedeutet. Oder sie können Bevölkerungsstrukturen und -bewegungen untersuchen und analysieren. Anhand von Familiengeschichten können sie untersuchen, was die einzelnen Familienmitglieder geprägt hat (wirtschaftliche Entwicklung, sozialer Wandel, Flucht, Migration, Bildung, Geschlechterrolle, Generationen, Traditionen usw.).
Der Lerhplan21 nennt die Migration im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung: Die Schülerinnen und Schüler können aktuelle Bevölkerungsbewegungen erkennen, diese räumlich und zeitlich strukturieren sowie Gründe für Migration erklären (RZG 2.1). Thematisch gehören dazu die Migration in der Schweiz; wirtschaftliche, soziale, ökologische und politische Migrationsgründe. Auf der Stufe Sek II und in der Berufsschule kommen weitere Fragen aus den Bereichen Geschichte, Identität und Sozialisation, Politik, Ethik und Recht hinzu. Behandelt werden können beispielsweise sozioökonomische und politische Hintergründe und ihre Auswirkungen auf Migrationsstrategien; Vorstellungen, die der Entscheidung zum Verlassen des Landes zugrunde liegen, ebenso wie Vorstellungen in Bezug auf die neue Realität; Migrationswege; Ressourcen, aber auch Schwierigkeiten und Zwänge, die im Exil und beim Einleben am neuen Wohnort auftreten; die Weitergabe und der Aufbau einer Identität im Migrationskontext oder auch die Geschlechterfrage. Diese Herausforderungen bieten die Möglichkeit, gesellschaftlich brisante Themen in der Klasse und in der ganzen Schule zu behandeln und das Zusammenleben neu zu überdenken.
Die für eine Beteilung am interkulturellen Dialog notwendigen Fähigkeiten sind nämlich nicht angeboren. Sie müssen beim Aufwachsen und in der Bildungsphase erworben, trainiert und dann ein Leben lang gepflegt werden. Für eine erfolgreiche Integration müssen sowohl Neuankömmlinge als auch Alteingesessene Anstrengungen unternehmen – sei dies in der Gesellschaft, in der Schule oder im Unterricht.
Diese Überlegungen zeigen, warum das Thema Migration in den Unterricht und in die Schule gehört.
Über und durch Migration lernen- Mit ganz einfachen Fragen, die von den Erfahrungen der Lernenden ausgehen, oder mit denen Konzepte und Begriffe geklärt werden, kann zusammengetragen werden, was die Lernenden bereits über Migration wissen.
- Mit den Schülerinnen und Schülern die Migrationsgeschichte ihrer eigenen Familie untersuchen und ihren Spuren nachgehen (Auswanderung von der Schweiz nach Kanada, aus Syrien oder der Ukraine in die Schweiz oder einfach vom Dorf in die Stadt, von der Deutschschweiz ins Tessin usw.). So lässt sich aufzeigen, dass Migration ein weit verbreitetes Phänomen ist. Die Vielfalt innerhalb der Klasse wird als wertvolle Ressource wahrgenommen.
- Sich nach den Zukunftsplänen der Schülerinnen und Schüler erkundigen. Wo möchten sie dereinst leben, arbeiten, eine Familie gründen? Hier oder anderswo? Und warum? Welche Handlungsspielräume haben sie? Haben alle die gleichen Möglichkeiten (Pass, finanzielle Ressourcen usw.)?
- Anhand von Biografien verschiedene Gründe für eine Migration oder Flucht besser verstehen lernen und ein Verständnis für die Lebensbedingungen in den jeweiligen Herkunftsländern entwickeln.
- Was sind die Grundbedürfnisse der Menschen? Wie ist die Situation für Menschen, die hier geboren wurden? Wie sieht sie für Menschen mit internationalem Migrationshintergrund aus? Ist die Situation für Neuankömmlinge anders als für Menschen, die bereits länger hier sind, oder hängt dies von der Aufenthaltsbewilligung ab?
- Die Werte hinterfragen, die nationalen und internationalen Dokumenten zugrunde liegen – sowohl solchen, die Menschenrechte und den Wert der Integration propagieren, als auch solchen, die die Einwanderung begrenzen wollen.
- Sich mit dem Asylverfahren in der Schweiz vertraut machen. Welche Rechte und Pflichten haben Asylsuchende und worin besteht unsere Aufgabe im Hinblick auf ihre soziale Eingliederung?
- Eigene und in der Gesellschaft verbreitete Vorurteile analysieren. Lernen, zwischen Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zu unterscheiden.
- Identität und Sozialisation: Über plurale Identitäten, die Bedeutung und die Stärken der Vielfalt innerhalb der Klasse nachdenken.
- Volksabstimmungen im Zusammenhang mit Migration und die Hintergründe analysieren. Sich mit dem Einfluss dieser Abstimmungen auf den Alltag der Schülerinnen und Schüler befassen.
- Wie können sich Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Migration verhalten? Welche Handlungsspielräume haben sie? Auf welcher Ebene können sie handeln?
- Wenn ich weggehen müsste: Was würde ich mitnehmen? Was würde ich unterwegs und danach brauchen, um mich an die neue Umgebung anzupassen? Welche Informationen würde ich benötigen? Wer könnte mir helfen?
- Sich beispielsweise die Frage stellen: Was hätten meine Eltern wohl gebraucht, wenn sie vor 20 Jahren aus Portugal oder aus einem anderen Land hierhergekommen wären?
- Ein Dokument erstellen, z. B. in Form eines Lebenslaufs, in dem die «verborgenen» Fähigkeiten von Migrantinnen und Migranten hervorgehoben werden (Überlebensstrategien, Anpassungsfähigkeit, Erlernen einer neuen Sprache, Flexibilität usw.). Wie kann man auf greifbare Weise aufzeigen, dass Exil und Eingliederung auch ein Bildungsweg sind, dass in diesem Prozess Kompetenzen entwickelt wurden, die im Alltag nützlich sind und die andere Menschen nicht haben?
- Sich über die Gender- und Migrationsproblematik informieren und Fragen dazu stellen, z. B. die besonderen Herausforderungen für Migrantinnen, Geschlechter- und Verwandtschaftsbeziehungen im Kontext der Migration, Diskriminierungsrisiken für LGBTQIA+-Menschen usw.
- Die Problematik des Brain- und Skill-Drains in die Länder des Nordens auf Kosten der Entwicklungsländer thematisieren. Ist diese Abwanderung immer zum Nachteil der Herkunftsländer?
4. Umsetzung in der Schule
Die Migration, ihre Herausforderungen und Chancen betreffen auch die Schule als Ort des Lebens, der Bildung und der Arbeit. Bildungseinrichtungen bringen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen in einem Raum zusammen und ermöglichen es, die für das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft notwendigen Kompetenzen zu trainieren. Zudem wird von der Schule erwartet, dass sie die Grundrechte jeder und jedes Einzelnen berücksichtigt und die soziale und berufliche Eingliederung fördert. Auf der Ebene der Schule können verschiedene Aktivitäten durchgeführt werden:
- Lernende und Personal mit Migrationshintergrund in eine Arbeitsgruppe einbinden, die beauftragt ist, auf ein harmonisches Zusammenleben, Chancengleichheit, Sensibilität gegenüber Diskriminierung usw. zu achten.
- Kulturelle und religiöse Vorschriften so weit wie möglich berücksichtigen. Offen sein für Gespräche und die Suche nach Win-Win-Lösungen.
- Auf eine gute Aufnahme von Neuankömmlingen in der Bildungseinrichtung achten.
- Die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zur Geltung bringen, indem Anlässe wie beispielsweise eine Ausstellung, eine Aufführung, ein Tanzabend oder ein Brunch organisiert werden, zu denen Eltern und Nachbarinnen und Nachbarn der Schule eingeladen werden.
- Zeiten für Aktivitäten reservieren, die das Zusammenleben, den Austausch, das Kennenlernen und die Begegnung mit andern usw. fördern.
publiziert am 15.11.2023 - 1. Zyklus
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Bezüge zum Lehrplan
Die Schülerinnen und Schüler können …
NMG 7.1 ...unterschiedliche Lebensweisen beschreiben und erkennen, was Menschen ihre Herkunft und Zugehörigkeiten bedeuten.
NMG 7.3 ...Formen des Unterwegs-Seins von Menschen, Gütern und Nachrichten erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Sein für Mensch und Umwelt abschätzen.
NMG 7.4 ...Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Lebensweisen und Lebensräumen von Menschen wahrnehmen, einschätzen und sich als Teil der einen Welt einordnen.
NMG 8.2 ...die unterschiedliche Nutzung von Räumen durch Menschen erschliessen, vergleichen und einschätzen und über Beziehungen von Menschen zu Räumen nachdenken.Filme
Abi - leere Teller
Die 6-jährige Abigail lebt in einem Wohnblock, in dem Menschen aus den verschiedensten Kulturen wohnen. Sie wird bei einem äthiopischen Freund zum Essen eingeladen. Abis Abenteuer handelt auf spielerische Weise von Verständnisproblemen, die durch Unkenntnis von Tradition und Gewohnheiten eines anderen Kulturkreises entstehen können.Lernmedien
conTAKT-spuren.ch
Migration - auf zur Spurensuche!
Wie ist die Migration in meiner (Familien-)Erfahrung verankert und erlebt? Wie geht es anderen mit der Migration? Wie und wieso hat sie stattgefunden? Die Unterrichtseinheiten bieten einen spannenden Einstieg ins Thema Migration.Die Flüchtlinge sind da!
Wie zugewanderte Kinder und Jugendliche unsere Schule verändern - und verbessern
In diesem Buch zeigen Schüler/innen und Pädagog/innen ihren Alltag und zeigen Wege auf, wie die Integration gelingen kann. Es werden viele Schul- und Projektbeispiele präsentiert, die als Inspiration für Lehrpersonen und Schulleitungen dienen können. Trotz Deutschlandfokus ist es auch für die Schweiz wertvoll, da viele Überlegungen übertragbar sind und ein Kapitel den Schweizer Kontext erläutert .Die Flucht
Mit vielschichtigen, berührenden Illustrationen und wenig Text gelingt es diesem Bilderbuch, eine Fluchtgeschichte aus der Sicht von Kindern zu schildern. Der Schluss der Geschichte ist offen, doch strahlt er Zuversicht aus.Bestimmt wird alles gut
Die zehnjährige Rahaf erzählt die Geschichte ihrer Familie: vom Leben in Syrien, von der Flucht über das Mittelmeer und dem Ankommen in Deutschland. Kindergerecht ermöglicht die Geschichte den Zugang zu einem aktuellen, bewegenden Thema.Alle da!
Unser kunterbuntes Leben
Die Kinder in diesem Buch kommen von überall her. Wie und warum? Und was bringen sie mit? Jetzt leben wir alle zusammen hier. Das ist spannend und lustig, und manchmal auch schwierig. Ein inhaltlich sorgfältig gemachtes und fröhlich illustriertes Kinderbuch.Klimaflucht
Wenn’s zu heiss wird – dem Fluchtgrund Klima auf der Spur
Das Heft bringt zwei Themen zusammen, die zusammengehören, aber selten gemeinsam betrachtet werden: Klimawandel und Flucht. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Lebensbedingungen von Menschen? Was hat mein Leben mit den Fluchtgründen anderer zu tun?Praxisbeispiele
(Aktuell haben wir zu diesem Thema kein Praxisbeispiel.)
Ausserschulische Angebote
GIRAFFENLAND - ein interkulturelles Musiktheater (visch und fogel)
Das Theaterstück zeigt den Weg zweier Tiere unterschiedlicher Herkunft, die sich treffen, über ihre Vorurteile stolpern, wieder aufstehen und dank Neugierde den Weg zueinander finden.Kolumbien: Frieden aufbauen (Terre des Hommes Education)
Anhand eines Märchens entdecken die Schüler/innen die Lebensbedingungen von gleichaltrigen Kindern am anderen Ende der Welt.Kunst und Kultur (artlink)
Vermittlung von Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten mit pädagogoischer Erfahrung, welche aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Osteuropa stammen und in der Schweiz leben. Die Kunstschaffenden stehen entweder in einem Aufritt selber auf der Bühne (Theater, Tanz, Musik) und vermitteln in interaktiver Form ihre Kunst oder sie führen Workshops durch und/oder begleiten Schul- bzw. Klassenprojekte.publiziert am 15.11.2023
- 2. Zyklus
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Bezüge zum Lehrplan
Die Schülerinnen und Schüler können …
NMG 7.1 ...unterschiedliche Lebensweisen beschreiben und erkennen, was Menschen ihre Herkunft und Zugehörigkeiten bedeuten.
NMG 7.3 ...Formen des Unterwegs-Seins von Menschen, Gütern und Nachrichten erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Sein für Mensch und Umwelt abschätzen.
NMG 7.4 ...Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Lebensweisen und Lebensräumen von Menschen wahrnehmen, einschätzen und sich als Teil der einen Welt einordnen.
NMG 8.2 ...die unterschiedliche Nutzung von Räumen durch Menschen erschliessen, vergleichen und einschätzen und über Beziehungen von Menschen zu Räumen nachdenken.Filme
Eine Giraffe im Regen
Eine mutige Giraffe, die sich gegen Ungerechtigkeit zur Wehr setzt, muss aus ihrer Heimat fliehen und landet im Land der Hunde. Alleine und nur auf sich gestellt kämpft sie mit ihrer Grösse, dem ungewohnten Essen und der abweisenden Haltung der Hunde. Endlich findet sie bei einem Gärtner Arbeit und Freundschaft. Doch dann wird ihr Asylantrag abgelehnt.Lernmedien
conTAKT-spuren.ch
Migration - auf zur Spurensuche!
Wie ist die Migration in meiner (Familien-)Erfahrung verankert und erlebt? Wie geht es anderen mit der Migration? Wie und wieso hat sie stattgefunden? Die Unterrichtseinheiten bieten einen spannenden Einstieg ins Thema Migration.Die Flüchtlinge sind da!
Wie zugewanderte Kinder und Jugendliche unsere Schule verändern - und verbessern
In diesem Buch zeigen Schüler/innen und Pädagog/innen ihren Alltag und zeigen Wege auf, wie Integration gelingen kann. Es werden viele Schul- und Projektbeispiele präsentiert, die als Inspiration für Lehrpersonen und Schulleitungen dienen können. Trotz Deutschlandfokus ist es auch für die Schweiz wertvoll, da viele Überlegungen übertragbar sind und ein Kapitel den Schweizer Kontext erläutert .Alle da!
Unser kunterbuntes Leben
Die Kinder in diesem Buch kommen von überall her. Wie und warum? Und was bringen sie mit? Jetzt leben wir alle zusammen hier. Das ist spannend und lustig, und manchmal auch schwierig. Ein inhaltlich sorgfältig gemachtes und fröhlich illustriertes Kinderbuch.Verfolgt und vertrieben
Lernen mit Lebensgeschichten
Durch das Lehrmittel «Verfolgt und vertrieben» beschäftigen sich Primarschüler/innen mit Kinder-Biographien aus dem 2. Weltkrieg und lernen damit ihre Werte, Perspektiven zu hinterfragen und Empathie für die heutigen Flüchtlinge zu entwickeln.Logbuch Neuland
Das Logbuch Neuland kommt einem Tagebuch sehr nahe. Es lädt zum Gespräch mit sich selbst ein, bei einigen Übungen wird ein freiwilliger Austausch mit anderen angeregt. Es richtet sich an Jugendliche mit direkter oder indirekter Flucht- oder Migrationserfahrung, die in einem «Neuland» sind.Praxisbeispiele
REFUGEES WELCOME
Wieso verlassen Menschen ihre Heimat und flüchten? Was erleben sie auf der Flucht? Wie ist das Ankommen in der Schweiz und wie leben sie hier?
In der Projektwoche der Primarschule Gönhard zum Thema Flüchtlinge lernten 15 Schüler/innen der 2.-4. Klasse verschiedene Menschen – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – kennen, die ihre Heimat verlassen mussten. Die Idee dahinter: In der direkten Begegnung Vorurteile und Ängste abbauen.Ausserschulische Angebote
GIRAFFENLAND - ein interkulturelles Musiktheater (visch und fogel)
Das Theaterstück zeigt den Weg zweier Tiere unterschiedlicher Herkunft, die sich treffen, über ihre Vorurteile stolpern, wieder aufstehen und dank Neugierde den Weg zueinander finden.Kunst und Kultur (artlink)
Vermittlung von Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten mit pädagogoischer Erfahrung, welche aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Osteuropa stammen und in der Schweiz leben. Die Kunstschaffenden stehen entweder in einem Aufritt selber auf der Bühne (Theater, Tanz, Musik) und vermitteln in interaktiver Form ihre Kunst oder sie führen Workshops durch und/oder begleiten Schul- bzw. Klassenprojekte.publiziert am 15.11.2023
- 3. Zyklus
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Bezüge zum Lehrplan
Die Schülerinnen und Schüler können …
RZG 2.1 ...Bevölkerungsstrukturen und -bewegungen erkennen und einordnen.
RZG 2.2 ...Lebensweisen von Menschen in verschiedenen Lebensräumen vergleichen.
ERG 5.5 ...verschiedene Lebenslagen und Lebenswelten erkunden und respektieren.Filme
Tente 113
Agìr, ein zurückhaltender 19-jähriger Kurde, erzählt die Geschichte seiner Flucht von Syrien in die Schweiz. Über mehrere Jahre ist Agìr in verschiedenen Ländern unterwegs, bis er schliesslich über die Balkanroute in die Schweiz kommt. In seinem Animationsfilm «Tente 113, Idomèni» stellt der Filmemacher Henri Marbacher die Flucht mit Agìrs Voice-Over dar. Es ist eine fragmentarische Erzählung, die zeigt, wie schwierig es für Agìr ist, über seine Geschichte zu sprechen.Angelus Novus
Der Film erzählt eindrücklich von Kinderalltag im Zeichen von Migration, von Ängsten, Herausforderungen und von Hoffnungen für die Zukunft. Überdies regt er zum Nachdenken über ethische, philosophische und politische Fragen im Zusammenhang mit Migration und Menschenrechten an.Zuflucht gesucht - Rachel
Die 17jährige Rachel erzählt ihre Geschichte von Verfolgung und Flucht: Sie und ihre Familie werden als Christen in ihrem mehrheitlich muslimischen Land diskriminiert und flüchten nach Europa. Dort führen sie ein normales Leben, bis sie verhaftet und in ihr Heimatland zurückgeschafft werden. Da sie dort weiterhin schikaniert werden, fliehen sie erneut nach Europa, wo sie endlich eine definitive Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Rachel kann die Schule besuchen. Sie möchte Anwältin werden, um Menschen auf der Flucht zu helfen. Themen: Menschenrechte, Recht auf Bildung, Glaube und Religionsfreiheit, Flucht, Migration.Lernmedien
conTAKT-spuren.ch (Webseite)
Migration - auf zur Spurensuche!
Wie ist die Migration in meiner (Familien-)Erfahrung verankert und erlebt? Wie geht es anderen mit der Migration? Wie und wieso hat sie stattgefunden? Die Unterrichtseinheiten bieten einen spannenden Einstieg ins Thema Migration.Menschen unterwegs (PDF)
Hast du eine Migrationsgeschichte? Würdest du dein Land verlassen oder bleiben? Wer sollte mitkommen? Hättest du Freude oder Angst? Warum gibt es Grenzen? Dieses Lernmedium bietet abwechslungsreiche und moderne Methoden und direkt umsetzbare Beispiele und Kopiervorlagen zum Thema Migration.Moderne Sklaverei? (PDF)
In den Modulen «Globale Arbeitsverhältnisse», «Politische Ökonomie der Migration» und «Prekäre Arbeitsverhältnisse» setzen sich die Schülerinnen und Schüler mittels zahlreicher Aufgaben, unterstützt von guten Materialien und spannenden Methoden, mit der Frage auseinander, inwiefern die heutigen Arbeitsverhältnisse vieler Menschen weltweit an moderne Sklaverei erinnern.Die Flüchtlinge sind da!
Wie zugewanderte Kinder und Jugendliche unsere Schule verändern - und verbessern
In diesem Buch zeigen Schüler/innen und Pädagog/innen ihren Alltag und zeigen Wege auf, wie die Integration gelingen kann. Es werden viele Schul- und Projektbeispiele präsentiert, die als Inspiration für Lehrpersonen und Schulleitungen dienen können.Trotz Deutschlandfokus ist es auch für die Schweiz wertvoll, da viele Überlegungen übertragbar sind und ein Kapitel den Schweizer Kontext erläutert .Logbuch Neuland
Das Logbuch Neuland kommt einem Tagebuch sehr nahe. Es lädt zum Gespräch mit sich selbst ein, bei einigen Übungen wird ein freiwilliger Austausch mit anderen angeregt. Es richtet sich an Jugendliche mit direkter oder indirekter Flucht- oder Migrationserfahrung, die in einem «Neuland» sind.Unterwegs
Das bin ich. Das kann ich. Da will ich hin.
«Unterwegs» unterstützt junge Menschen mit Flucht-/Migrationshintergrund darin, ihre neue Umgebung und sich selbst besser kennenzulernen. Durch das Zusammenspiel von Selbst- und Fremdreflexion (Das bin ich), Anerkennung und Ressourcenorientierung (Das kann ich) sowie die Entwicklung von Zukunftsperspektiven (Da will ich hin) wird der Erwerb von Life Skills, die berufliche Orientierung und der Erwerb der deutschen Sprache gefördert.Ohne Dach - ohne Schutz
Bildmappe und Unterrichtsanregungen zum Thema Umweltflüchtlinge
15 Bilder, eine thematische Einführung und drei konkrete didaktische Impulse laden ein, das Thema Umweltmigration im Unterricht aufzugreifen: An einer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung werden Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Flüchtlingsthematik, zwischen Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik analysiert.Aufbrechen Ankommen Bleiben (Unterrichtsdossier)
Aufbrechen Ankommen Bleiben (Schülerheft)
Bildungsmaterial zu Flucht und Asyl
Fünf junge Menschen aus verschiedenen Ländern stehen im Zentrum dieses Unterrichtsmaterials. Ihnen ist gemeinsam, dass sie aus ihrer Heimat flüchten mussten und nun in der Schweiz leben. Ihre Geschichten sollen Schüler/innen Einblicke in das Thema «Flucht» und in den Alltag von in die Schweiz geflüchteten Menschen geben. Anhand der Porträts kann Wissen zu Flucht und zu unterschiedlichen Aspekten eines Lebens in einer vielfältigen, fremden Gesellschaft erarbeitet werden, wobei vor allem ein dialogisch-kooperatives Arbeiten im Mittelpunkt steht.ZUSAMMEN - Spiel dich fit für Vielfalt
Vier Planspiele im Kurzformat für den Unterricht
«ZUSAMMEN» lässt Schüler/innen Fähigkeiten für ein respektvolles Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft erproben. Das Material umfasst vier leicht umsetzbare Planspiele zu den Themen Freizeit, Demokratie, Flucht und Arbeit.Klimaflucht
Wenn’s zu heiss wird – dem Fluchtgrund Klima auf der Spur
Das Heft bringt zwei Themen zusammen, die zusammengehören, aber selten gemeinsam betrachtet werden: Klimawandel und Flucht. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Lebensbedingungen von Menschen? Was hat mein Leben mit den Fluchtgründen anderer zu tun?Grundkurs Menschenrechte 3
Kommentare und Anregungen für die politische Bildung
Band 3 der Reihe «Grundkurs Menschenrechte» stellt die Artikel 12 bis 17 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor mit Erläuterungen, aktuellen Kontroversen und Anregungen für die politische Bildungsarbeit.Praxisbeispiel
Perspektivenwechsel mit RadioChico
Jugendliche von hier und anderswo gehen ON AIR
Während einem Jahr produzierten unbegleitete, minderjährige Asylsuchende (UMA) des Zentrums Bäregg in Bern im Rahmen des Schulangebots RadioChico Beiträge zum Thema Perspektivenwechsel. Nach einer intensiven Einstiegswoche zur Aneignung radiotechnischer Grundkenntnisse arbeiteten die Jugendlichen möglichst selbständig. Es entstanden vielfältige Radioproduktionen, u.a. mit und über den Dalai Lama, Märchensendungen, Berichte über die Museumsnacht etc.Ausserschulische Angebote
Migration: Kinder auf der Flucht (Terre des Hommes Education)
Der Workshop startet mit einer kurzen Simulation zum Thema Flucht. Mit einem Migrationspiel entdecken die Schüler/innen anschliessend, dass es viele Gründe für Migration gibt und sie lernen den Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen verstehen.Migration und Flucht (Amnesty International Schweizer Sektion)
In diesem Workshop gehen die Schüler/innen der Frage nach, was Menschenrechte mit dem Thema Migration und Flucht zu tun haben.Begegnungswoche (Bildungswerkstatt Bergwald BWBW)
In einer Begegnungswoche lernen und wirken Schweizer Schüler/innen und jugendliche Geflüchtete miteinander im Bergwald. Beim gemeinsamen Anpacken wird die Sprache zweitrangig und unvoreingenommene Begegnungen möglich.Kunst und Kultur (artlink)
Vermittlung von Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten mit pädagogoischer Erfahrung, welche aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Osteuropa stammen und in der Schweiz leben. Die Kunstschaffenden stehen entweder in einem Aufritt selber auf der Bühne (Theater, Tanz, Musik) und vermitteln in interaktiver Form ihre Kunst oder sie führen Workshops durch und/oder begleiten Schul- bzw. Klassenprojekte.Projektangebot «Integration»
Im Projektangebot lernen Jugendliche die Chancen und Herausforderungen für Geflüchtete kennen, die neu in der Schweiz sind und sich im Integrationsprozess befinden. In vier Modulen erwerben sie Wissen zum Thema «Migration und Integration» und entwickeln Ideen zur sozialen Teilhabe von Geflüchteten in unserer Gesellschaft.publiziert am 15.11.2023
- Sek II
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Bezüge zum Lehrplan
Berufliche Grundbildung: Rahmenlehrplan ABU
Lernbereich Gesellschaft: Aspekte Ethik, Identität und Sozialisation, Politik, Recht
Berufsmaturität (BM): Rahmenlehrplan für die BM
Schwerpunktbereiche: Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Recht
Ergänzungsbereich: Geschichte und Politik
Maturitätsschulen: EDK-Rahmenlehrplan
Fächer: Geografie, Geschichte, Politik, Philosophie, Sprachen, Psychologie
Fachmittelschule (FMS): Rahmenlehrplan für FMS
Dritter Lernbereich: Geistes- und SozialwissenschaftenFilme
Nicht französisch genug (Le bleu blanc rouge de mes cheveux)
Seyna ist in Frankreich als Kind von kamerunischen Eltern geboren. Sie ist bestens integriert und hat eben die Matura bestanden. Nun möchte sie endlich auch die französische Staatsbürgerschaft. Aus Angst, seine Tochter zu verlieren, wehrt sich allerdings der Vater gegen Senyas Pläne. Sie geht trotzdem zur zuständigen Behörde. Beim Versuch, das für den Pass nötige Passfoto zu machen, fällt Seyna wegen ihren Haaren jedoch sprichwörtlich aus dem Rahmen. Da entschliesst sie sich zu einem radikalen Schritt.Barça ou Bassa
Der Film nimmt die Geschichte einer Familie der kleinen Insel Niodior vor der Küste Senegals zum Ausgangspunkt einer Analyse über die Hintergründe und Ursachen der Abwanderung aus Westafrika. Dabei kommen ökologische und wirtschaftliche Bedingungen genauso zur Sprache wie geopolitische Zusammenhänge.Zuflucht gesucht - Rachel
Die 17jährige Rachel erzählt ihre Geschichte von Verfolgung und Flucht: Sie und ihre Familie werden als Christen in ihrem mehrheitlich muslimischen Land diskriminiert und flüchten nach Europa. Dort führen sie ein normales Leben, bis sie verhaftet und in ihr Heimatland zurückgeschafft werden. Da sie dort weiterhin schikaniert werden, fliehen sie erneut nach Europa, wo sie endlich eine definitive Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Rachel kann die Schule besuchen. Sie möchte Anwältin werden, um Menschen auf der Flucht zu helfen. Themen: Menschenrechte, Recht auf Bildung, Glaube und Religionsfreiheit, Flucht, Migration.Angelus Novus
Der Film erzählt eindrücklich von Kinderalltag im Zeichen von Migration, von Ängsten, Herausforderungen und von Hoffnungen für die Zukunft. Überdies regt er zum Nachdenken über ethische, philosophische und politische Fragen im Zusammenhang mit Migration und Menschenrechten an.Tente 113
Agìr, ein zurückhaltender 19-jähriger Kurde, erzählt die Geschichte seiner Flucht von Syrien in die Schweiz. Über mehrere Jahre ist Agìr in verschiedenen Ländern unterwegs, bis er schliesslich über die Balkanroute in die Schweiz kommt. In seinem Animationsfilm «Tente 113, Idomèni» stellt der Filmemacher Henri Marbacher die Flucht mit Agìrs Voice-Over dar. Es ist eine fragmentarische Erzählung, die zeigt, wie schwierig es für Agìr ist, über seine Geschichte zu sprechen.Lernmedien
Menschen unterwegs (PDF)
Hast du eine Migrationsgeschichte? Würdest du dein Land verlassen oder bleiben? Wer sollte mitkommen? Hättest du Freude oder Angst? Warum gibt es Grenzen? Dieses Lernmedium bietet abwechslungsreiche und moderne Methoden und direkt umsetzbare Beispiele und Kopiervorlagen zum Thema Migration.Moderne Sklaverei? (PDF)
In den Modulen «Globale Arbeitsverhältnisse», «Politische Ökonomie der Migration» und «Prekäre Arbeitsverhältnisse» setzen sich die Schülerinnen und Schüler mittels zahlreicher Aufgaben, unterstützt von guten Materialien und spannenden Methoden, mit der Frage auseinander, inwiefern die heutigen Arbeitsverhältnisse vieler Menschen weltweit an moderne Sklaverei erinnern.Die Flüchtlinge sind da!
Wie zugewanderte Kinder und Jugendliche unsere Schule verändern - und verbessern
In diesem Buch zeigen Schüler/innen und Pädagog/innen ihren Alltag und zeigen Wege auf, wie die Integration gelingen kann. Es werden viele Schul- und Projektbeispiele präsentiert, die als Inspiration für Lehrpersonen und Schulleitungen dienen können.Trotz Deutschlandfokus ist es auch für die Schweiz wertvoll, da viele Überlegungen übertragbar sind und ein Kapitel den Schweizer Kontext erläutert .Ohne Dach - ohne Schutz
Bildmappe und Unterrichtsanregungen zum Thema Umweltflüchtlinge
15 Bilder, eine thematische Einführung und drei konkrete didaktische Impulse laden ein, das Thema Umweltmigration im Unterricht aufzugreifen: An einer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung werden Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Flüchtlingsthematik, zwischen Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik analysiert.Aufbrechen Ankommen Bleiben (Unterrichtsdossier)
Aufbrechen Ankommen Bleiben (Schülerheft)
Bildungsmaterial zu Flucht und Asyl
Fünf junge Menschen aus verschiedenen Ländern stehen im Zentrum dieses zum Thema Unterrichtsmaterials. Ihnen ist gemeinsam, dass sie aus ihrer Heimat flüchten mussten und nun in der Schweiz leben. Ihre Geschichten sollen Schüler/innen Einblicke in das Thema «Flucht» und in den Alltag von in die Schweiz geflüchteten Menschen geben. Anhand der Porträts kann Wissen Flucht und zu unterschiedlichen Aspekten eines Lebens in einer vielfältigen, fremden Gesellschaft erarbeitet werden, wobei vor allem ein dialogisch-kooperatives Arbeiten im Mittelpunkt steht.ZUSAMMEN - Spiel dich fit für Vielfalt
Vier Planspiele im Kurzformat für den Unterricht
«ZUSAMMEN» lässt Schüler/innen Fähigkeiten für ein respektvolles Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft erproben. Das Material umfasst vier leicht umsetzbare Planspiele zu den Themen Freizeit, Demokratie, Flucht und Arbeit.Grundkurs Menschenrechte 3
Kommentare und Anregungen für die politische Bildung
Band 3 der Reihe «Grundkurs Menschenrechte» stellt die Artikel 12 bis 17 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor mit Erläuterungen, aktuellen Kontroversen und Anregungen für die politische Bildungsarbeit.Migration
Das Heft thematisiert Migration in seiner Vielfalt: Amenity-Migranten, die den ländlichen Raum der Alpendörfer für sich entdecken, Jugendliche aus Honduras, die illegal in die USA einwandern, Klimaflüchtlinge auf den Philippinen oder Bürgerkriegsflüchtlinge aus Afghanistan. Alle vereint, dass sie sich ein besseres Leben im Einwanderungsland erhoffen. Welche Konflikte ergeben sich beim Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Kulturen? Welche Rolle spielt die Sprache? In Debatten und Gesprächen decken die Lernenden ihre Vorurteile und Werthaltungen auf, reflektieren und üben vernetzendes Denken beim Eruieren der Push- und Pullfaktoren.Atlas der Umweltmigration
In einem reich bebilderten Atlas präsentiert die IOM den aktuellen Wissenstand zur Umweltmigration. Die Autor/innen beleuchten das Phänomen von vielen Seiten und fordern, den Klimawandel als Fluchtursache anzuerkennen.Praxisbeispiele
Perspektivenwechsel mit RadioChico
Jugendliche von hier und anderswo gehen ON AIR
Während einem Jahr produzierten unbegleitete, minderjährige Asylsuchende (UMA) des Zentrums Bäregg in Bern im Rahmen des Schulangebots RadioChico Beiträge zum Thema Perspektivenwechsel. Nach einer intensiven Einstiegswoche zur Aneignung radiotechnischer Grundkenntnisse arbeiteten die Jugendlichen möglichst selbständig. Es entstanden vielfältige Radioproduktionen, u.a. mit und über den Dalai Lama, Märchensendungen, Berichte über die Museumsnacht etc.«QuadRaclette» - Schneller, effizienter, energiesparender!
Entwicklung eines Racletteofens, der ein Minimum an Wärmeenergie verbraucht
Wenn drei Ausbildner aus drei verschiedenen Schulen an einem Tisch zusammenkommen, um über ein Projekt nachzudenken, welches Lernende aus unterschiedlichen Berufen (Köche/Köchinnen, Logistiker/innen und Automobilmechaniker/innen) beschäftigen und motivieren kann und sich am Ziel einer Nachhaltigen Entwicklung orientiert, werden Ideen ausgetauscht und schliesslich auf einem Blatt zusammengetragen! So verlief der Auftakt zum «QuadRaclette».Ausserschulische Angebote
Migration und Flucht (Amnesty International Schweizer Sektion)
In diesem Workshop gehen die Schüler/innen der Frage nach, was Menschenrechte mit dem Thema Migration und Flucht zu tun haben.Migration: Kinder auf der Flucht (Terre des Hommes Education)
Der Workshop startet mit einer kurzen Simulation zum Thema Flucht. Mit einem Migrationspiel entdecken die Schüler/innen anschliessend, dass es viele Gründe für Migration gibt und sie lernen den Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen verstehen.Begegnungswoche (Bildungswerkstatt Bergwald BWBW)
In einer Begegnungswoche lernen und wirken Schweizer Schüler/innen und jugendliche Geflüchtete miteinander im Bergwald. Beim gemeinsamen Anpacken wird die Sprache zweitrangig und unvoreingenommene Begegnungen möglich.Kunst und Kultur (artlink)
Vermittlung von Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten mit pädagogoischer Erfahrung, welche aus Asien, Afrika, Lateinamerika oder Osteuropa stammen und in der Schweiz leben. Die Kunstschaffenden stehen entweder in einem Aufritt selber auf der Bühne (Theater, Tanz, Musik) und vermitteln in interaktiver Form ihre Kunst oder sie führen Workshops durch und/oder begleiten Schul- bzw. Klassenprojekte.Projektangebot «Integration»
Im Projektangebot lernen Jugendliche die Chancen und Herausforderungen für Geflüchtete kennen, die neu in der Schweiz sind und sich im Integrationsprozess befinden. In vier Modulen erwerben sie Wissen zum Thema «Migration und Integration» und entwickeln Ideen zur sozialen Teilhabe von Geflüchteten in unserer Gesellschaft.publiziert am 15.11.2023
- Hintergrundwissen
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BNE hilft, die Komplexität eines Themas aus nachhaltiger Perspektive besser zu verstehen. Eine inhaltliche Grundlage erweist sich dafür als unabdingbar. Die folgenden Texte bieten deshalb einen Überblick über ausgewählte Aspekte des Themas.
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1. Was ist Migration?
Wer migriert, verlässt den eigenen Geburtsort oder die vertraute Umgebung, um an einem anderen Ort zu leben, meist für eine lange Zeit oder endgültig. Selbst bei einer dauerhaften Niederlassung ist die Migration aber selten ein Weg, der nur in die eine Richtung führt. Vielmehr umfasst sie wiederholte Hin- und Rückreisen, vor allem anlässlich familiärer oder religiöser Feierlichkeiten oder Ferien.
Auf internationaler Ebene gibt es keine allgemein akzeptierte Definition des Begriffs «Migrantin», «Migrant». Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ist eine Migrantin oder ein Migrant aber «eine Person, die sich von ihrem üblichen Aufenthaltsort wegbewegt, ob innerhalb eines Landes oder über eine internationale Grenze hinweg, vorübergehend oder dauerhaft und aus einer Vielzahl an Gründen». Eine internationale Migrantin bzw. ein internationaler Migrant ist eine Person, die sich länger als ein Jahr in einem fremden Land aufhält. Dabei spielen die Gründe keine Rolle, ob die Person freiwillig oder unfreiwillig migrierte und ob die Person auf reguläre oder irreguläre Migrationsmittel zurückgriff. Der Grossteil der Migration spielt sich innerhalb der Grenzen eines Staates ab. Man geht davon aus, dass eine Person einen Migrationshintergrund hat, wenn sie selbst – oder mindestens ein Elternteil – nicht in dem Land geboren wurde, in dem sie lebt.2. Ist Migration ein verbreitetes Phänomen?
Migration ist ein allgemeines und weit verbreitetes Phänomen: Man denke hier nur an die jährliche oder saisonale Migration von Störchen, Grillen oder Lachsen, an die Wanderung von Amphibien oder Schafherden, an die Migration von Pflanzen, deren Samen durch den Wind oder andere Träger verstreut werden, bis hin zur Migration von Körperzellen, Parasiten, Bodenmaterial und gar von Computerdaten oder Waren.
Auf sozialer Ebene ist Migration eine der Formen von Mobilität: ein Paar, das sich in der Stadt niederlässt, oder eine Familie, die aufs Land zieht, eine Rentnerin, die in ihre Heimatregion zurückkehrt, eine Expat, die für ein multinationales Unternehmen arbeitet, ein Student, der eine Unterkunft in der Nähe seines Studienorts findet. Migration betrifft alle sozialen Klassen, alle Altersgruppen und alle Länder. Wer umgangssprachlich von Migration spricht, meint in erster Linie die internationale Migration.
Während die allermeisten Menschen in ihrem Geburtsland wohnen bleiben, verlassen 3,6 % der Weltbevölkerung ihre Heimat, um im Ausland zu leben und zu arbeiten – meist in einem Nachbarland. Migration ist auch eine kulturelle Frage. Überall auf der Welt gibt es nomadische Völker oder solche, die ihre Wurzeln in einer fahrenden Lebensweise haben, wie beispielsweise Beduinen, Sami oder Tuareg. In der Schweiz sind es Jenische und Sinti/Manouche, obschon die meisten Familien heute sesshaft sind.3. Hat es Migration schon immer gegeben?
Bevölkerungsbewegungen hat es zu allen Zeiten gegeben, und zwar aus unterschiedlichsten Gründen: Manche migrieren, um zu überleben oder um andere Gebiete zu erobern, andere aufgrund von Krieg, Katastrophen, Religion, Verwandtschaft, Arbeit, Abenteuer oder auch der Liebe. Sogar als die Jäger und Sammler vor fast 10'000 Jahren nach dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht sesshaft wurden, blieb die Migration in den nachfolgenden Jahrtausenden etwas Gewohntes. Im Mittelalter machten sich Ritter und Soldaten, Pilger, Mönche, Kreuzritter, Künstler, Söldner, Heiler und Heilerinnen auf den Weg. Handwerker, die Zünften angehörten, gingen auf Wanderschaft, um sich weiterzubilden und ihr Handwerk auszuüben.
Mit dem Aufbau nationaler Staaten im 18., 19. und 20. Jahrhundert wurden auch nationale Identitäten und territoriale Abgrenzungen geschaffen. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nationalität wird seither durch nationale Identitätspapiere nachgewiesen. Die Nationalstaaten bestimmen, wer das Recht hat, sich in ihnen zu bewegen oder sich niederzulassen. Je nach Art der Migration und dem Profil der Migrantinnen und Migranten entsteht und bleibt eine Ungleichheit bestehen. Für manche ist die Grenze eine blosse Formalität, für andere ein unüberwindbares Hindernis.
Bis ins 19. Jahrhundert war es eher üblich, dass die Schweiz ihre Bürgerinnen und Bürger über die Meere nach Nord- und Südamerika oder Australien schickte. Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer wanderten wegen Armut und fehlender Perspektiven aus. So legten beispielsweise 1819 etwas mehr als zweitausend Ausreisewillige vom Hafen von Estavayer-le-Lac ab, um ihr Glück in Brasilien zu suchen. Die ärmsten Siedlerinnen und Siedler, denen die Gemeinden die Reise finanziert hatten, mussten dabei versprechen, nie mehr zurückzukehren. Auf diese Weise verkleinerten die Gemeinden ihre Armut und sie entzogen sich der Verantwortung für diese Bürger, die damals ohnehin ein schlechtes gesellschaftliches Ansehen hatten.4. Was ist heute anders?
Aus Sicht der europäischen Länder und der Schweiz hat das Ausmass der internationalen Migration in den letzten fünfzig Jahren zugenommen. Gleichzeitig sind die Herkunftsländer, die Formen der Migration und die Kategorien von Migrantinnen und Migranten (Studierende, Expats, Asylsuchende, Grenzgängerinnen und Grenzgänger, Saisonarbeitende) vielfältiger geworden. Im Jahr 2020 lebten weltweit 281 Millionen Menschen nicht mehr in dem Land, in dem sie geboren wurden; das sind 128 Millionen mehr als 1990 und über dreimal so viele wie 1970, was nicht zuletzt auf das weltweite Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist.
Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Migrantinnen und Migranten beträgt 48 %. Dieser Anteil hat sich in den letzten 60 Jahren kaum verändert. Allerdings wandern heute mehr Frauen unabhängig aus, um zu arbeiten, zu studieren oder Geld für den Lebensunterhalt ihrer Familie zu verdienen. Sie sind im Vergleich zu männlichen Migranten mit zusätzlichen Risiken konfrontiert und verletzlicher, was dazu beiträgt, bestehende Ungleichheiten weiterzuführen oder zu verstärken.
Kinder unter 18 Jahren machen 12 % der gesamten Migrantenbevölkerung aus. In Europa hat die Zahl der Kinder, die ohne ein Familienmitglied oder einen Vormund migrieren, in den letzten Jahren zugenommen. In der Schweiz werden sie als «unbegleitete Minderjährige» bezeichnet. Kinder und Jugendliche sind im Migrationskontext besonders gefährdet. Sie sind Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt, insbesondere wenn sie allein reisen und gezwungen sind, irreguläre Migrationswege zu nutzen.
Ende 2022 belief sich die Zahl der Flüchtlinge – der Personen also, deren Asylantrag angenommen wurde und die den Schutz des Staates geniessen, in dem sie Zuflucht gefunden haben – weltweit auf 35,3 Millionen Menschen. 52 % der Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen waren und die internationalen Schutz benötigten, stammten aus drei Ländern: aus Syrien (6,5 Millionen), der Ukraine (5,7 Millionen) und Afghanistan (5,7 Millionen). 11,6 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind nach wie vor vertrieben, 5,9 Millionen davon innerhalb ihres Landes. Die Übrigen sind in ein Nachbarland oder weiter weg geflüchtet. Der Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat zur schnellsten Vertreibung seit dem Zweiten Weltkrieg geführt.
Die restriktiven Gesetze, die einige Länder und darunter auch die Schweiz erlassen haben, können die internationale Migration nicht verhindern. Sie führen aber dazu, dass sich die Richtung und die Zusammensetzung der Migrationsströme ändern. Irreguläre Migration findet dort statt, wo es nur wenige legale Migrationskanäle gibt. Beispielsweise stehen Mexikanerinnen und Mexikanern, die in den USA arbeiten wollen, trotz der grossen Nachfrage nach Arbeitskräften nur wenige legale Wege dafür zur Verfügung.
Häufig setzt sich eine Person auf der Flucht massiven Gefahren aus. Und dennoch ist die Angst vor Krieg, Gewalt und Elend oft grösser als die Angst vor dem ungewissen Ausgang der Flucht. Seit 2014 erfasst die Internationale Organisation für Migration (IOM) die Anzahl der Migrantinnen und Migranten, die verschwunden oder gestorben sind. Mittlerweile beläuft sich diese Zahl auf fast 60'000 Personen (Stand: Ende Oktober 2023). 60 % der Migrantinnen und Migranten, die auf ihrem Weg umkommen, werden nicht identifiziert und ihre Familien erfahren nie, was mit ihnen geschehen ist. Die Überquerung des Mittelmeeres ist die gefährlichste Seeroute: Seit 2014 haben 28'195 Menschen dabei ihr Leben verloren (IOM, Missing Migrants Project, Stand: 24.10.2023). Es gibt nicht sehr viele Migrantinnen und Migranten, die solche gefährlichen Routen wählen. Bei denjenigen, die dies tun, ist die Verzweiflung am grössten.
Die Migration dürfte in Zukunft stark zunehmen. Faktoren wie die wachsende Bevölkerung, Konflikte, Arbeitsplatzverluste aufgrund von Wirtschaftskrisen oder des zunehmenden Einsatzes von Technologie sowie der Klimawandel führen zu Abwanderung. Verstärkend wirken auch Mobilitätsnetze und Infrastrukturen ebenso wie die weltweite Vernetzung, die einen einfacheren Zugang zu Informationen ermöglicht.5. Migration und die Herausforderungen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bedeutet, dass die menschliche Gesellschaft eine funktionierende Beziehung mit ihrer natürlichen Umwelt pflegt. Dies schliesst die langfristige Stabilität und Entfaltung der Menschen über Generationen hinweg mit ein. Ist das nicht möglich, kann Migration als einziger Ausweg betrachtet werden.
Heutige und zukünftige Generationen stehen vor vielen Herausforderungen: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Rückgang der Artenvielfalt oder auch Erschöpfung der natürlichen Ressourcen. Diese Herausforderungen gefährden oder behindern die Verwirklichung von Menschenrechten wie etwa das Recht darauf, in einer sicheren, sauberen, gesunden und nachhaltigen Umwelt zu leben. Immer häufiger ist Exil eine Folge des Klimawandels, der unter anderem zu Überschwemmungen, steigenden Meeresspiegeln, Küstenerosion, Bodenversalzung und Dürreperioden führt. Diese Phänomene beeinträchtigen die Ernten und haben Hungersnöte zur Folge. Im Jahr 2022 sorgten Naturkatastrophen weltweit für 32,6 Millionen Binnenflüchtlinge. So sind beispielsweise in Subsahara-Afrika 60 % der Bevölkerung direkt von Landwirtschaft, Fischerei, Viehzucht oder Forstwirtschaft abhängig. Das bedeutet, dass jede Veränderung im Zusammenhang mit der Klimakrise die Existenzgrundlage dieser Menschen direkt gefährdet. Menschen, die ihre gewohnte Umgebung verlassen, weil unmittelbare oder fortschreitende Umweltschäden oder die Auswirkungen des Klimawandels ihr Leben oder ihre Lebensbedingungen negativ beeinflussen, tun dies in der Regel innerhalb der nationalen Grenzen. In erster Linie versuchen Menschen meist aber, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, statt zu migrieren.
Zu den wichtigsten Gründen für eine freiwillige Migration zählen Überlegungen im Zusammenhang mit Arbeit, Bildung, Verbesserung des Lebensstandards und Ruhestand. Anders ausgedrückt: Man wechselt den Wohnort auf der Suche nach einem besseren Leben, um sozial und finanziell aufzusteigen oder um Zugang zu einer besseren Bildung zu erhalten. Menschen, die sich das Auswandern leisten können, kommen in der Regel aus einem Land mit mittlerem Einkommen, in dem die Bildung gut ist und wo bessere Netzwerke für die Migration verfügbar sein können (Indien, China, Philippinen). Zwei Drittel der Migrantinnen und Migranten wollen in einkommensstarke Länder auswandern, vor allem in die USA, nach Deutschland und Saudi-Arabien. Wer migriert, muss über die dazu erforderlichen finanziellen Mittel verfügen. Denn bei diesem Vorhaben handelt es sich um eine Investition, die manchmal mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden ist und die ganze Familie betreffen kann. Es sind häufig also nicht die Ärmsten der Bevölkerung, die sich für eine Migration entscheiden.
Ungleichheit ist auch in den Zielländern vorhanden, wo internationale Migrantinnen und Migranten meist Niedriglohnjobs im Pflegebereich und im Bauwesen übernehmen oder aber hochbezahlte Jobs, sofern es sich um hochqualifizierte Personen handelt. Mit der Entwicklung eines Landes geht auch ein höherer Bildungsstandard einher, der häufig dazu führt, dass mehr Menschen das Land verlassen. Eine andere Realität ist die Abwanderung von Personen im Ruhestand in billigere Länder, in denen sie von ihrer bescheidenen Rente leben können.
Die grosse Herausforderung der Zukunft betrifft somit vor allem diejenigen Menschen, die nicht migrieren können und in extremer Armut gefangen sind – die sich in einer Situation befinden, in der ihre Lebensgrundlagen nicht mehr gesichert sind und ihre Existenz bedroht ist. Die Frage lautet also: Wie kann eine optimale Wirtschaft aufgebaut werden, die es jedem Menschen ermöglicht, dort, wo er wohnt, ein würdiges Leben zu führen?
In der Hoffnung auf ein besseres Leben an einen anderen Ort zu ziehen, ist nicht dasselbe wie der Zwang, das eigene Land oder die eigene Region wegen Krieg, Diktatur, Verfolgung (aufgrund der Rasse, Religion, Ethnie, Politik usw.) oder wegen mangelnder Perspektiven und Mittel zum Überleben verlassen zu müssen.
Angesichts der wachsenden Zuwanderung sehen sich die Zielländer ihrerseits mit der Herausforderung konfrontiert, sich zu öffnen und gleichzeitig ihre sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften zu verteidigen. Auch in der Politik wird die Migration kontrovers diskutiert. Der Migrationshintergrund ist nach wie vor häufig ein Grund für Ungleichbehandlung und Diskriminierung, wodurch soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten bestehen bleiben.
Laut der Integrationspolitik der Schweiz hängt der gesellschaftliche Zusammenhalt vor allem von der Integration von Ausländerinnen und Ausländern ab. Bund, Kantone und Gemeinden müssen einerseits die gegenseitige Achtung und Toleranz fördern und andererseits zugewanderten Menschen die chancengleiche Teilnahme am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben ermöglichen.
Wenn man Migration als Teil der Lösung für die Herausforderungen der Nachhaltigkeit begreift, wird es möglich, innovative Lösungen zu entwickeln und neue Perspektiven zu eröffnen. Das gelingt beispielsweise bereits damit, auf das Wissen und die Fähigkeiten der migrierenden Personen (bezüglich Klimaschutzmassnahmen) im Zielland oder international zurückzugreifen.6. Welche Bedürfnisse haben Migrantinnen und Migranten?
Sich dort, wo man lebt, wohlfühlen, ein Ziel im Leben verfolgen können, einen Platz in der Gesellschaft finden: Das sind zweifellos universelle Bestrebungen von Menschen. Jeder hat das Bedürfnis und das Recht, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen – grundlegende physiologische Bedürfnisse, Sicherheit, Stabilität, Schutz, physische und psychische Gesundheit, ausreichendes Einkommen, soziale Zugehörigkeit, Liebe und Zuneigung, Selbstachtung, Selbstverwirklichung, geistige Entwicklung und mehr. In der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" von 1948 steht, «Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen», «Jeder hat das Recht, jedes Land, einschliesslich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren» und «Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu geniessen». Ebenso steht: «Jeder hat […] Anspruch darauf, […] in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind» (Art. 13, 14 und 22 EMR).
Wer über das Auswandern nachdenkt, stellt sich zunächst Fragen wie: «Welches Netzwerk habe ich? Werde ich einen guten Job und einen guten Lohn erhalten? Wie hoch sind die Reisekosten? Spreche ich eine andere Sprache? Werde ich ein Visum bekommen? Werde ich dort als Migrantin, als Migrant diskriminiert?» Die Antworten auf diese Fragen entscheiden über die Destination, den Weg dorthin usw. oder halten einen von der Migration ab. Für internationale Migrantinnen und Migranten ist die Diaspora eine Hilfe bei der Reise, aber auch bei der Suche nach Arbeit oder einer Wohnung.
Heutzutage sind die Gründe für eine Migration eher persönlicher Natur und hängen mit der Selbstverwirklichung, einem individuellen oder familiären Projekt und der Lust zusammen, neue Horizonte und Kulturen zu entdecken. Gleichzeitig ist es überall auf der Welt so, dass zugewanderte Menschen weder von hier noch von dort sind, und diese doppelte Ausgrenzung ist manchmal nur schwer zu ertragen. Um ein neues Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen, mobilisieren die Betroffenen verschiedene Ressourcen, die sowohl aus dem Kontext ihres Herkunfts- als auch ihres Ziellandes stammen. Soziale Kontakte und das Beherrschen einer der Sprachen des Aufnahmelandes tragen ebenfalls zum Eingliederungsprozess bei.
Für Migrantinnen und Migranten ist ein stabiler Aufenthaltsstatus eine wichtige Voraussetzung, um einen nachhaltigen Plan für ihre Integration entwickeln und umsetzen zu können. Studierende, Mitarbeitende von multinationalen Unternehmen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Kunstschaffende verfügen in der Regel über eine Aufenthaltsbewilligung, mit der sie weniger als ein Jahr in einem fremden Land bleiben können. Vorläufig aufgenommene Asylsuchende – Personen, die einen negativen Asylentscheid erhalten haben, aber vorübergehend nicht in ihr Land zurückgeschickt werden können – leben unter Umständen jahrelang in der Schweiz. Während dieser Zeit ist ihr Zugang zur nachobligatorischen Bildung und zum Arbeitsmarkt ebenso wie das Recht auf Familienzusammenführung und Integrationsmassnahmen eingeschränkt. Einige Personen, die bereits seit geraumer Zeit in der Schweiz leben und eine familiäre Migrationsgeschichte haben, befinden sich zudem weiterhin in unsicheren Situationen bezüglich Aufenthaltsbewilligung, Zugang zum Arbeitsmarkt usw.
Ein stabiler Aufenthaltsstatus, Zukunftsperspektiven und die Möglichkeit, langfristige Projekte in Angriff nehmen und umsetzen zu können, tragen zu einer erfolgreichen Eingliederung und zur Teilhabe an der Aufnahmegesellschaft bei.7. Was sind die Bedürfnisse der Gesellschaft in den Zielländern?
Die Zuwanderung wirkt sich vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft positiv auf die Demografie aus. Laut economiesuisse werden bis 2040 rund 431'000 Personen auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Jedes Jahr übersteigt die Zahl der Pensionierungen die Zahl der Eintritte in den Arbeitsmarkt. Dank der Zuwanderung kann die Schweiz die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter kontinuierlich auf 5 Millionen halten. Die Altersvorsorge kann alleine mit den hier niedergelassenen Arbeitskräften nicht mehr finanziert werden. Die meisten Migrantinnen und Migranten sind zwar jung und beziehen bei ihrer Ankunft zunächst Sozialhilfe. Sie werden aber während vielen Jahren Beiträge zahlen und mit der Zeit zu Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern werden.
Gleichzeitig löst die Zuwanderung viele Emotionen aus und steht oft im Mittelpunkt politischer Debatten. Der Widerstand ist vor allem kultureller Natur: Angst davor, dass die Lebensweise und die Werte, die als typisch und traditionell für die Schweiz gelten, verloren gehen könnten. Sicherheit und Stabilität zählen ebenfalls zu den Bedürfnissen derjenigen, die die Aufnahmegesellschaft bilden. Die Kriminalität, die Menschen mit Migrationshintergrund zugeschrieben wird und in den Medien stark thematisiert wird, trägt zur Verstärkung von Stereotypen und Ängsten bei. Dabei ist sie nicht so sehr auf den Migrationshintergrund zurückzuführen, sondern eher auf Faktoren wie einen niedrigen sozioökonomischen Status, ein niedriges Bildungsniveau oder die grenzüberschreitende Kriminalität.8. Was ist eine erfolgreiche Eingliederung?
Die Eingliederung in die Gesellschaft, in der man lebt, ist mit Grundrechten verbunden. Sie setzt Chancengleichheit voraus. Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben und das eigene Potenzial zu entwickeln. Chancengleichheit garantiert der gesamten Bevölkerung Zugang zu den Ressourcen des Gemeinwesens. Alle Menschen müssen unabhängig von ihrer Herkunft die Möglichkeit haben, Strukturen wie Schulen und Bildungseinrichtungen, einschliesslich der Berufsbildung, Spitäler, Behörden und Unternehmen zu nutzen. Die Integration kann durch verschiedene Faktoren gefördert werden: Arbeit, Schule, Sportvereine oder auch Liebesgeschichten. Tatsächlich ist beinahe jede dritte Ehe, die heute geschlossen wird, binational.
Integration kann als gegenseitiger Prozess verstanden werden, der ein harmonisches Zusammenleben fördert. Laut dem Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (AuIG) setzt die Integration «sowohl den entsprechenden Willen der Ausländerinnen und Ausländer als auch die Offenheit der schweizerischen Bevölkerung voraus». Dazu müssen Vorurteile abgebaut und Hindernisse, die zu Diskriminierung führen, beseitigt werden – vor allem in Bezug auf den Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Wahlrecht und damit zur Staatsbürgerschaft.
Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gilt als erfolgreich, wenn sie in Bezug auf Schul- und Berufsbildung, die Eingliederung in den Arbeitsmarkt, Gesundheit, soziale Sicherheit und Kriminalität unter Berücksichtigung der sozioökonomischen und familiären Situation das gleiche Niveau wie Schweizerinnen und Schweizer erreichen. Die überwiegende Mehrheit der Zugewanderten in der Schweiz und vor allem ihre Kinder haben die Fähigkeit und die Mittel, eine positive Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen. Dies gilt umso mehr, als sich das Bildungsniveau der Kinder von Migrantinnen und Migranten demjenigen von Schweizer Jugendlichen angleicht. Auf dem Arbeitsmarkt ist diese Tendenz hin zu einer Angleichung ebenfalls feststellbar, auch wenn die Sektoren Gastgewerbe, Baugewerbe, Industrie und persönliche Dienstleistungen noch immer stärker von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geprägt sind.9. Was sind die Vorteile der Migration?
Die Einwanderung prägt die Schweizer Gesellschaft und trägt zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung bei. Rund 40 % der Schweizer Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Das Leben in der Gesellschaft bedeutet heute, in Gemeinschaften zusammenzuleben, die sich durch eine wachsende kulturelle Vielfalt auszeichnen. Migrantinnen und Migranten tragen mit ihrem Wissen und neuen Weltanschauungen, mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen zu einer vielfältigen und prosperierenden Gesellschaft bei. Innovationen profitieren von neuen Impulsen und Ideen, was wiederum Wissenschaft, Technologie und Industrie zugutekommt. So wurde beispielsweise die berühmte Swatch-Uhr von Nicolas Hayek, einem Immigranten aus dem Libanon, entwickelt.
Diese Vielfalt hinterlässt ihre Spuren auch in der Sprache, in Ortsnamen, in der Küche usw. Man denke hier nur an die Walser, die deutschsprachigen Bergbäuerinnen und Bergbauern aus dem Oberwallis, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert rund 150 Ortschaften im Alpenraum gründeten und ihnen Namen in ihrem Dialekt gaben, so etwa im Kleinwalsertal. Oder die Pizza, ein Beispiel aus unserem Alltag: Diese Spezialität, die ursprünglich aus Italien stammt, hat Einzug in die Schweizer Essgewohnheiten gehalten und wurde gar neu interpretiert und an örtliche Gegebenheiten angepasst. So gibt es heute beispielsweise eine Pizza Gruérienne.
Migration kann zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Die Themen Migration und menschliche Mobilität werden in elf Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) erwähnt. So fordert insbesondere das Ziel 10.7, «eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration und Mobilität von Menschen zu erleichtern, unter anderem durch die Anwendung einer planvollen und gut gesteuerten Migrationspolitik». Der internationalen Zusammenarbeit kommt dabei eine wichtige Rolle zu (SDG 16 und 17). Migration als Anpassungsstrategie trägt unter anderem zur Bekämpfung von Armut (SDG 1), des Klimawandels (SDG 13) und der Zerstörung mariner Ökosysteme (SDG 14) bei. Migration bereichert die Herkunfts- und Zielgemeinschaften nicht nur auf kultureller Ebene, sondern auch durch die Arbeitskraft der Migrantinnen und Migranten und ihren Beitrag zum Wohlstand der Gesellschaft.
Gleichzeitig gibt es aber auch Reibungspunkte. Es gibt Menschen, die es schwierig finden, sich an eine sich verändernde Gesellschaft anzupassen oder auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt in direkter oder indirekter Konkurrenz zu stehen. Andere Elemente führen zu Konflikten, Fragen oder Unverständnis: unterschiedliche Wahrnehmungen und Nutzungen von Raum und Zeit, Verhaltensweisen, Glauben, Ausdrucksformen von Macht, Essen, Hygiene, Arten der Geselligkeit, Anstandsregeln usw. Das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft ist eine ständige Herausforderung.
Indem sie ein höheres Einkommen erzielen, können Migrantinnen und Migranten ihren Familien in ihren Heimatländern finanziell unter die Arme greifen. Diese Unterstützung – die sogenannten Heimatüberweisungen – trägt dazu bei, die Resilienz und Nachhaltigkeit der ärmsten Gemeinschaften zu stärken. Im Jahr 2019 haben Migrantinnen und Migranten rund 717 Milliarden US-Dollar in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt. Das ist mehr als der Betrag, den diese Länder über die staatliche Entwicklungshilfe und die Direktinvestitionen von Unternehmen aus aller Welt erhalten haben. In Haiti beispielsweise machten diese Heimatüberweisungen 2019 fast 40 % des BIP des Landes aus. Die Diaspora bringt also echte wirtschaftliche Vorteile, nicht nur durch Heimatüberweisungen, sondern auch durch den Wissenstransfer und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, an denen Migrantinnen und Migranten aktiv beteiligt sind.10. Quellen
1024 regards : La migration, un phénomène normal (éducation21)
Où migrent les humains ? (ARTE TV)
Centre de compétences en durabilité de l’Université de Lausanne
Identité et Etats nationaux (Commission fédérale des migrations)
Politique suisse en matière d’intégration (Secrétariat d’Etat aux migrations)
Loi fédérale sur les étrangers et l’intégration (LEI) du 16 décembre 2005 (Etat le 1er avril 2020)
Piguet, Etienne (2013) : L’immigration en Suisse. Soixante ans d’entrouverture. Lausanne, Presses polytechniques et universitaires romandes. (3ème édition entièrement remise à jour)
Organisation internationale pour les migrations et (OIM)
Tendances mondiales 2022 et question thématique migration (UNHCR)
Ressources de géographie pour les enseignants, Migration (Eduscol)
L’économie suisse entend relever le défi démographique (economiesuisse.ch)
« Les migrants sont une source de richesse pour la Suisse » (Université de Genève)
Les différences culturelles : un problème pour les professionnels ? In L'incident raciste au quotidien. Monique Eckmann, Daniela Sebeledi, Véronique Bouhadouza Von Lanthen, et al. (2009)
11. Weiterführende Informationen
Vorgefasste Meinungen überwinden: nccr – on the move, Migration-Mobility Indicators. Neuchâtel: nccr – on the move, 2022.
Asylstatistik (Staatssekretariat für Migration SEM)
Carte interactive des migrations internationales (IOM)
publiziert am 15.11.2023