Arbeit im Wandel

Die Arbeitswelt befindet sich in stetigem Wandel. Aktuell liegen dieser Veränderung verschiedene Faktoren zugrunde: Der Klimawandel, die Digitalisierung, der Wandel von gesellschaftlichen Werten und Normen, technologische Innovationen und Pandemien. Diese und weitere ökologische und soziale Dringlichkeiten führen zur Leitidee der Nachhaltigkeit und konkreten Umsetzungsprogrammen der nachhaltigen Entwicklung. Zeitgleich beeinflusst die Arbeitswelt diese Dringlichkeiten: Arbeitsprozesse verbrauchen Ressourcen, erzeugen Abfälle und Emissionen. Der Arbeitsalltag wirkt sich auf unser Konsumverhalten und unseren Tagesablauf aus. Dementsprechend prägt er das soziale Umfeld mit. Auch stösst die Arbeitswelt Innovationen für ein nachhaltigeres Wirtschaften an. Und Neuorganisationen der Arbeitswelt führen zu gesellschaftlichen Veränderungen. Es besteht also eine komplexe Wechselseitigkeit.   
 

Einleitung

Die BNE-Ausführungen sind auch als Download verfügbar: BNE-Relevanz

éducation21 ermöglicht Lehrpersonen und Schulen einen niederschwelligen Zugang zu BNE im Unterricht und in der Schule. Nebst der inhaltlichen Grundlage des Themas ist dafür vor allem wichtig, die ökologischen und sozialen Dringlichkeiten zu kennen, durch die das Thema an Relevanz gewinnt. Dazu gehört auch die Beantwortung der Frage, welche Bedeutung das Thema für den konkreten Alltag der Lernenden hat.

1. BNE-Relevanz

Wie ökologische und soziale Dringlichkeiten die Arbeitswelt beeinflussen: Der Klimawandel als Beispiel Die direkten Einflüsse der Klimaerhitzung auf die Arbeitswelt sind vielfältig, komplex und weisen zahlreiche Wechselwirkungen auf. Als Beispiel dient die Landwirtschaft im globalen Süden: Längere Dürreperioden und häufigere Wetterextreme mindern die Ernte und der menschliche Körper leidet durch die höhere Temperatur; die Arbeitsproduktivität und der Ertrag sinken. Die Existenzgrundlage vieler Menschen, vor allem in den Ländern des globalen Südens, scheint daher nicht mehr gesichert. Das kann wiederum zu Migrationsbewegungen in eine städtische Umgebung führen, wo neue Herausforderungen entstehen: Viele Betroffene kämpfen sich mit Tagelöhnerarbeiten durch den Alltag und können sich so auch in den Städten kaum ernähren. Auch passenden Wohnraum zu finden, erweist sich für sie als schwierig. Aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen in vielen Städten auf dem Globus, ein Trend der nicht nur auf den Klimawandel zurückzuführen ist, sind zahlreiche weitere Berufssegmente mit neuen Herausforderungen konfrontiert, wie die der Wasser- und Energieversorgung, der Kanalisation, der Sanitäreinrichtungen, der Verkehrswege und der Gesundheits- und Sozialsysteme. Damit die Bevölkerung zudem die steigende Temperatur so gut wie möglich übersteht, braucht es Innovationen seitens Baugewerbe und Städteplanung. In vielen zubetonierten und asphaltierten Städten steigt das Thermometer nämlich bereits heute im Hochsommer in gesundheitsgefährdende Höhe. Und auch indirekt beeinflusst der Klimawandel Arbeitsplätze. Durch die ökologische Dringlichkeit entstehen neue Technologien, die die Arbeitswelt gleichermassen wandeln. Bezeichnend dafür ist die Automobilindustrie. Gemäss Nationale Plattform - Zukunft der Mobilität zieht der Wechsel vom Verbrennungsmotor hin zum nachhaltigeren Elektromotor zweierlei Konsequenzen nach sich. Einerseits verlangt die Produktion von Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennungsmotoren andere Arbeitsschritte und somit neue Fähigkeiten und neues Wissen. Andererseits braucht die Produktion von Elektromotoren deutlich weniger (komplizierte) Arbeitsschritte, wodurch unter Umständen viel menschliche Arbeit entfällt. Ähnliches gilt für die Bildung. Die Folgen des Klimawandels sind vielfältig und gravierend. Bildung kann ihren Beitrag dazu leisten, die Komplexität des Themas zu verstehen und damit zum Beispiel auch die eigene Lebens- und Arbeitsweise sowie Berufs- oder Studienwahl beeinflussen. Hier stellt sich aber die Frage, welches Wissen und welche Kompetenzen eine nachhaltige Entwicklung heute und in Zukunft verlangt und welchen Beitrag Bildungsinstitutionen diesbezüglich zu leisten haben. Andere Einflüsse auf die Arbeitswelt: Digitalisierung, Werte und Normen Zudem sorgt die digitale Revolution (bzw. Arbeitswelt 4.0) dafür, dass viele Aufgaben nicht mehr von Menschen, sondern von Algorithmen oder künstlichen Intelligenzen (KIs) erledigt werden oder diese die Arbeit der Menschen zumindest unterstützen. Das Ausmass dieser Entwicklung lässt sich aktuell nicht abschätzen. Und ganz grundsätzlich wandeln sich Werte und Normen und prägen dadurch das gesellschaftliche Denken und damit auch die Arbeitswelt. Dazu gehören ein verstärktes Bewusstsein für die eigene Gesundheit, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, die Gleichstellung von Mann und Frau, die Suche nach Sinn in der eigenen Arbeit oder auch das individuelle Konsumverhalten und der Lebensstil im Allgemeinen. Wie Produktion und Konsum zu ökologischen und sozialen Dringlichkeiten beitragen Aber auch wie wir wirtschaften, beeinflusst unsere Arbeit. Vor allem die Globalisierung trug in den letzten Jahrzehnten zu einem Wandel bei und beeinflusste die aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen stark. Wir konsumieren heute vermehrt Produkte, die in weit entfernten Ländern unter schlechten Arbeitsbedingungen und problematischen ökologischen Produktionsbedingungen hergestellt werden. Oder die entsprechenden Länder sind Zulieferer für unsere Industrien und Dienstleistungen, unser Wirtschaftssystem und unsere Arbeitsplätze. Dabei ist neben der Produktion auch das individuelle Konsumverhalten zu erwähnen. Bedingt durch ein kapitalistisches System kauft und konsumiert die westliche Welt viel mehr als nötig. Während so in gewissen Regionen der Welt zu viel gekauft und konsumiert wird, fehlt in anderen Regionen den Menschen das Grundlegendste. Von Nachhaltigkeit im sozialen Sinne kann in diesem Fall nicht gesprochen werden. Aber die Produktionsbedingungen beeinflussen auch die Umwelt. Ein Grund dafür liegt in den Schadstoffen, die in der industriellen Produktion, der Massentierhaltung, in der Landwirtschaft oder im Güter- und Pendlerverkehr in die Luft gelangen und so zum Klimawandel beitragen. Fazit Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zeigen diese Überlegungen die Verwobenheit der Arbeitswelt mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Sie zeigen auch, dass unser ökonomisches System, unsere Produktions- und Konsummuster und die damit verbundenen Arbeitsweisen im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung neu überdacht werden müssen. Diese Entwicklung berücksichtigt zum einen die planetaren Grenzen und zum anderen die Grundbedürfnisse aller Menschen. Es wird auch deutlich, dass die Veränderungen in der Arbeitswelt keinem Naturgesetz folgen: Ökologische Dringlichkeiten beeinflussen die Arbeit und werden ihrerseits von der Gesellschaft und der Wirtschaft beeinflusst. Die Frage betrifft uns also alle: Wie wollen wir arbeiten? «Arbeit im Wandel» als Thema in Schule und Unterricht Gerade für Lernende ist es wichtig, darüber nachzudenken, was Arbeit – lokal, global und historisch betrachtet – bedeutet und wie die Arbeitswelt zukünftig aussieht, beziehungsweise im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung aussehen könnte. Der Wandel der Arbeitswelt wird nicht nur von technologischen Innovationen oder wirtschaftlichen Herausforderungen getrieben. Wir Menschen entscheiden mit, wie wir produzieren, konsumieren, arbeiten und leben. Diesen Wandel können die Lernenden als Teil der Gesellschaft mitbeeinflussen. Diskussionen und Visionen in der Schule schaffen diesbezüglich eine zukunftsorientierte Grundlage. Zudem sind die Lernenden in ihrem Alltag überall von Arbeit umgeben. Sie selbst arbeiten in Form von lernen, die Lehrpersonen und viele Erwachsene in ihrem Umfeld arbeiten mitunter in Form von bezahlter Arbeit. Auch steckt in jedem Kleidungsstück, das sie tragen, in jedem Nahrungsmittel, das sie essen, in jedem Stuhl, auf dem sie sitzen, Arbeit. Anders gesagt: Die Arbeit ist so gesehen die Geschichte der Dinge in unserem Alltag. Deshalb bietet sich eine kompetenzorientierte Auseinandersetzung mit diesem Thema für die Lernenden an. So lernen sie unter anderem, in einer sich stets wandelnden Arbeitswelt eigene Entscheidungen (z.B. beim Thema Berufswahl) zu treffen, ihre Werte zu reflektieren und sich zu positionieren. Auch die unteren Schulstufen können sich mit dem Thema «Arbeit im Wandel» beschäftigen und zeitgleich über Nachhaltigkeit nachdenken. Im Kindergarten ist für viele Lernende klar, dass sie spielen und die Erwachsenen arbeiten. Im Spiel imitieren Kinder aber häufig Erwachsene aus ihrem sozialen Umfeld oder sie orientieren sich an Berufen, die sie aus Geschichten kennen oder die sie in ihren Spielzeugen wiederfinden. Der Berufswunsch Polizist steht bei vielen Kindern daher oft noch ganz oben auf der Liste, auch wenn sie nicht wirklich wissen, was ein/e echte/r Polizist/in tut. Viele möchten auch Lehrperson werden, was vermutlich daran liegt, dass sie diesen Beruf tagtäglich erleben. Obschon viele Eltern mittlerweile regelmässig im Homeoffice arbeiten, bleiben die Kinder bei den klassischen Berufswünschen. Vielleicht erkennen sie das Tippen der Eltern zuhause am Computer nicht als Arbeit, das Verständnis für moderne Berufe fehlt ihnen noch. Gleichwohl kann mit Lernenden bereits auf diesen Stufen darüber nachgedacht werden, was und wie sie gerne einmal arbeiten möchten. Oder was passiert, wenn sich etwas in der Arbeitswelt ändert. Allein die Frage, wie ein Leben oder eine Gesellschaft ohne Arbeit aussähe, kann zu einem kreativen Austausch führen. Dasselbe gilt für Fragen der Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. Warum die einen Leute mehr verdienen als die anderen, warum gewisse Berufe als Männer- oder Frauenberuf gelten, warum nicht alle gleich lange arbeiten müssen oder warum es wo auf der Welt in welcher Form Kinderarbeit gibt, eröffnet eine spannende Denkarbeit. Vor allem, wenn der Frage nachgegangen wird, inwiefern sich diese Aspekte ändern (sollen). So gelingt Unterricht im Sinne von BNE.

2. BNE-Fragen und -Kompetenzen

BNE-Fragen Die im Folgenden aufgelisteten BNE-Fragen zeichnen sich durch ihre Komplexität aus. Das heisst, Antworten sind nicht entweder richtig oder falsch, sondern zu diskutieren. Deshalb können diese Fragen als Grundlage für Diskussionen, Aufträge, Projekte oder ähnliches im Unterricht oder in der Schule dienen. Individuelle Ebene: Was bedeutet Arbeit für mich? Wie können die Lernenden den Wandel der Berufswelt im Sinne einer nachhaltigeren Gesellschaft beeinflussen? Wie sollte der Berufsalltag aussehen, um Körper und Geist der Arbeitenden gut zu tun? Wie wichtig ist ein hohes Einkommen?   Gesellschaftliche Ebene: Wie beeinflussen Faktoren aus Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft die Arbeitswelt und wie sollen wir darauf reagieren? Welche Arten von Arbeit braucht eine nachhaltigere Gesellschaft? Welche Berufe, die es heute schon gibt, fördern eine nachhaltige Entwicklung und wie könnten sich gewisse Berufe diesbezüglich verändern? Wie könnte eine nachhaltigere Berufswelt aussehen? Welche Fähigkeiten und welches Wissen sollen in der Schule vermittelt werden, damit Lernende ihren Beitrag in Form von Arbeit an einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten können? Wie kann die Digitalisierung der Arbeitswelt die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung beeinflussen? Welchen Einfluss hat die Gleichstellung von Mann und Frau auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft? BNE-Kompetenzen gemäss éducation21 Eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Wandel der Arbeit trainiert spezifische BNE-Kompetenzen. Um überhaupt die Komplexität des Arbeitswandels zu verstehen, bedarf es einer Wissensgrundlage. Je grösser diese ist, desto deutlicher zeigen sich unterschiedliche Perspektiven auf das Thema. Ein/e Landwirt/in, dessen/deren Erträge aufgrund klimatischer Veränderungen sinken, blickt anders auf die Arbeitswelt als ein:e Bauunternehmer/in in der Stadt, die/der sich auf nachhaltige Bauten spezialisiert hat. Im besten Fall gelingt es den Lernenden, den Zusammenhang zwischen Landwirt/in und Bauunternehmer:in zu erkennen. Vernetztes Denken wird somit gefördert. Und vorausschauendes Denken hilft dabei, Zukunftsvisionen zu entwickeln. Weil es aber nicht die eine richtige Lösung gibt, ist kritisch-konstruktives Denken nötig, das alternative Denkweisen überprüft. Aber Diskussionen über eine nachhaltigere Arbeitswelt gelingen nur, wenn die Meinung anderer respektiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Nach Möglichkeit bleibt das Thema nicht nur auf der Ebene von Gesprächen, sondern zieht konkrete Handlungen nach sich, beispielsweise in Form einer neuen beruflichen Orientierung. Das heisst, die Lernenden übernehmen Verantwortung für sich und die Gesellschaft, indem sie ihre eigenen Werte reflektieren.

3. Umsetzung im Unterricht

Der Wandel der Arbeitswelt und das Verständnis von Arbeit als Unterrichtsthemen sind für alle Stufen relevant und auf allen umsetzbar. Sitzen die Lernenden im Klassenzimmer, kann mit der gezielten Frage, wo überall Arbeit drinsteckt, einerseits das Thema begonnen, andererseits unmittelbar die Lebenswelt der Lernenden miteinbezogen werden. Ihnen wird gewahr, dass das Schulhaus und die einzelnen Zimmer gebaut, die Tische und Stühle gezimmert, ihre Kleidung geschneidert und ihre Verpflegung hergestellt, zubereitet und transportiert wurden. Zudem erkennen sie, allenfalls durch gezielte Nachfrage seitens Lehrperson, ihre eigene Arbeit, die sie tagtäglich in der Schule als Lernende verrichten. Bei der Auseinandersetzung mit der Frage nach einer nachhaltigeren Arbeitswelt erweitern und trainieren die Lernenden eine Vielzahl von Kompetenzen. Dabei steht die konstruktive und dialektische Auseinandersetzung mit der eigenen und der Meinung anderer im Vordergrund. Und da die Arbeitswelt die gesamte Gesellschaft, lokal, global und historisch durchzieht, verbessern die Schülerinnen und Schüler ihr vernetzendes Denken. Im besten Fall geschieht dies in Form von entdeckendem Lernen. Folgende Ideen für Aktivitäten bieten sich hier an: Einen Dorf- oder Quartierspaziergang mit der Klasse machen und beobachten und analysieren, welche Personen einem begegnen und welcher Arbeit, wenn überhaupt, sie nachgehen. Ausgehend davon kann weiterführend darüber diskutiert werden, inwiefern sich diese Arbeiten aufgrund der Klimaerhitzung oder anderer Gründe verändern können und wie wichtig diese Arbeiten für eine nachhaltigere Gesellschaft sind. Eltern oder Berufsleute einladen, die über ihre (bezahlte und nicht bezahlte) Arbeit sprechen und erklären, inwiefern diese im Wandel ist oder nicht und aus welchen Gründen. Eine Recherche oder Reportage über (neuere) grüne Berufe machen. Zu einem konkreten Thema (z.B. ein nachhaltigeres Wohnhaus bauen) ein Rollenspiel machen, in dem verschiedene Figuren unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen rund um ihren Arbeitsalltag haben, die ausdiskutiert werden müssen. In Form eines Rollenspiels diskutieren, inwiefern Arbeit die Umwelt beeinflusst und umgekehrt. Mögliche Rollen: Landwirt/in, Bauunternehmer/in, Lastwagenfahrer/in, Erzieher/in, Pilot/in etc. Ältere Personen einladen, die erzählen, wie ihr Schulalltag ausgesehen hat, und mit ihnen über den Grund der Veränderungen in der Schule diskutieren und überlegen, wie sich die Schule weiterhin im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung wandeln sollte. Anhand unterschiedlicher Rahmenbedingungen erleben, wie sich diese auf die Arbeitstätigkeit und -produktivität auswirken (Zeitdruck, Anspruch, Lautstärke, Temperatur etc.). Ausgehend von Klimamodellen überlegen, welche (Welt-)Gegenden sich wegen der Klimaerhitzung wie verändern und daraus folgende Gefahren und Möglichkeiten für die Arbeit der Menschen vor Ort diskutieren (z.B. Migrationsbewegungen, zusätzliche (un-)fruchtbare Böden). Einen Bauernhof besuchen und mit den Landwirt/innen darüber diskutieren, wie sich ihr Beruf wandelt oder wandeln wird. Mit Städteplaner/innen Kontakt aufnehmen und deren Überlegungen hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung in der Städteplanung diskutieren. Das Klassenzimmer verlassen, einen Ameisenhaufen beobachten und die Arbeitsorganisation, die Zusammenarbeit zwischen den Ameisen dokumentieren. Vom Schulkalender ausgehen. Wozu dienen Ferien? Wie wird es sein, wenn wir arbeiten? Wie war das bei meinen Grosseltern? Wie ist die Schul-/Berufszeit in anderen Teilen der Welt organisiert? Warum haben wir diese Aufteilung? Eine Ethik-Charta für den zukünftigen Beruf verfassen: Welche Aspekte sind wichtig für mich, für meine Kolleg:innen, für das Unternehmen, für unseren Beruf, für die Gesellschaft, für die Umwelt? Die Sequenz aus Charlie Chaplins Film "Moderne Zeiten" (1936) über die Arbeit am Fliessband analysieren. Die Vorteile im Kontext der industriellen Revolution und die Nachteile für die Gesundheit und die Sicherheit des Arbeitsplatzes diskutieren. Diskussion über Telearbeit und Homeoffice und deren Rolle bei der derzeitigen Umgestaltung der Arbeit. Dabei sind die Berufe ohne Telearbeit bzw. Homeoffice mitzubeachten. Aktuelle Trends bezüglich Privat- und Arbeitsleben diskutieren: Viele junge Menschen wollen nicht mehr zu 100 % arbeiten und mehr Freizeit geniessen. Zudem zeigen die meisten Studien, dass nach der Geburt eines Kindes die Mütter im Allgemeinen ihre Beschäftigungsquote senken, die Väter jedoch nicht unbedingt. Wie wird oder soll sich die Situation in den nächsten Jahren im Sinne einer nachhaltigeren Entwicklung verändern? Kinderarbeit und Menschenrechte weltweit vergleichen und Lösungsvorschläge entwickeln.

4. Umsetzung in der Schule

Dass sich die Arbeit und Arbeitswelt verändert, beeinflusst notwendigerweise auch die Schule als Institution. Erstens weil in dieser gearbeitet wird und zweitens weil sie die Arbeitskräfte von morgen bildet und somit massgeblich prägt. Deshalb stellt sich die Frage, was die Schule tun kann, um die Lernenden bestmöglich auf eine berufliche Zukunft vorzubereiten, von der sich vieles nur erahnen lässt. Folgende Vorschläge können dabei helfen, eine vertiefte Auseinandersetzung auf Ebene Schule zu fördern: In Form einer Projektwoche innovative Unterrichtsformen oder Projektarbeiten ausprobieren, die mögliche Kompetenzen einer nachhaltigeren Gesellschaft fördern. Selbständig etwas in oder um die Schule bauen oder anpflanzen, aber mit den Möglichkeiten und Mitteln, die man vor beispielsweise 200 Jahren hatte. Danach reflektieren, was sich geändert hat, noch ändern wird und warum. Vor allem hinsichtlich Nachhaltigkeit. Service Learning: Einen Einsatz zugunsten der Gemeinde in Form von unbezahlter Arbeit leisten und reflektieren, wie wichtig unbezahlte Arbeit für die Gesellschaft ist oder wird. Eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden unterschiedlicher Branchen zum Thema Wandel der Arbeit organisieren. Arbeitende verschiedener Unternehmen einladen, die ihr Unternehmen möglichst nachhaltig gestalten (wollen). Mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten und den Lernenden Schnuppertage in grünen Berufen ermöglichen. Weiterbildung zu nachhaltigem und wohlwollendem Management. Einen "Markt der Berufe" einrichten, bei dem Auszubildende einen Beruf der Zukunft vorstellen, den sie gerade erlernen. Dabei kann der Fokus auf den Veränderungen der Berufe aufgrund des Klimawandels liegen (erneuerbare Energie, Gebäudesanierung etc.) Einen Workshop zu Arbeitsbedingungen in der Schweiz anbieten, in dem grundsätzliche Fragen zur Berufswelt diskutiert werden: Wie sind Arbeitsverhältnisse geregelt? Wer kontrolliert das Einhalten dieser? Wie können sich Arbeitnehmer schützen? Welche Rechte und Pflichten haben Arbeitgeber? Lebenslanges Lernen: Angesichts der Veränderungen in der Arbeitswelt gesamtschulisch darüber nachdenken, wie sich die Freude am Lernen bei jungen Menschen wecken bzw. beibehalten lässt. Dazu gehört auch die Frage, wie positive und ermutigende schulische Lernerfahrungen gelingen.

publiziert am 23.02.2023

1. Zyklus

Bezüge zum Lehrplan NMG 6.1 NMG 6.2 NMG 7.2 NMG.7.3 NMG 8.2 NMG 9.2 NMG 10.3 NMG 11.2
Lernmedien und Filme
	Wünschen - Tauschen - Handeln  Im Unterrichtsdossier werden die Grundlagen für die ökonomische Bildung und das Unternehmertum in fünf Bausteinen erarbeitet. Als Beispiele dienen klassische Lerninhalte des 1. Zyklus wie z.B. «der Verkaufsstand» oder «unser Dorf». Wichtige Ziele dabei sind: sich in der ökonomischen Welt zurechtzfinden und zentrale Bedürfnisse von konsumorientierten Wünschen unterscheiden. In weiteren Sequenzen wird der Tauschprozess von Arbeit gegen Lohn und Geld gegen Güter behandelt.
	Klischeefrei fängt früh an  Das Methoden-Set eignet sich zum Bewusstmachen von Geschlechterklischees und zeigt, wie diese mit jüngeren Kindern in Bezug auf Rollenbilder und Berufe spielerisch hinterfragt werden können. Ein Berufe-Memo steht als Kopiervorlage zur Verfügung.
Praxisbeispiele
	Auf der Spur des Goldes  Das Programm „Handys und Kinderrechte: auf der Spur des Goldes“ ist eine Sensibilisierungsaktion zum Thema Handys in Verbindung mit Konsum, Kinderrechten und Auswirkungen auf die Umwelt. Dabei nehmen die Lernenden unterschiedliche Perspektiven ein und lernen, eine eigene Meinung zu bilden.
Ausserschulische Angebote
	Es sind noch keine ausserschulischen Angebote vorhanden.

2. Zyklus

Bezüge zum Lehrplan NMG 6.1 NMG 6.2 NMG 7.2 NMG.7.3 NMG 8.2 NMG 9.2 NMG 10.3 NMG 11.2 NMG 11.3
Lernmedien und Filme
	Warum Schnecken keine Beine haben (Film und Unterrichtsimpulse) Der Unterrichtsimpuls greift die Auseinandersetzung von persönlichen und institutionellen Stärken und Schwächen auf und wie diese im Klassenverband geübt und umgesetzt werden können.
	Ridoy (Film und Unterrichtsimpulse) In diesem Film kommt einerseits das Dilemma, in dem arbeitende Kinder und deren Familien stecken, unmittelbar zum Ausdruck. Er zeigt aber auch die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Wie wollen wir zusammen leben? Das Unterrichtsmedium thematisiert Arbeit und Leben. Die sechs Methoden bieten die Möglichkeit, Kinder spielerisch und altersgerecht an Fragen zu Definitionen, Anerkennung und Wertschätzung von Arbeit heranzuführen. Die Kinder befassen sich mit Entlohnung, gesellschaftlicher Anerkennung oder auch mit Genderfragen von Berufen.
	Globales Lernen: Arbeit und Leben Die Lernenden befassen sich im Rahmen eines Projekts mit der Arbeit und deren Auswirkungen auf das Leben. Der Wandel der Arbeit steht im Zentrum und die Relation von Arbeit und übriger Lebenszeit. Zudem erforschen die Lernenden, wie es bei uns oder in einem anderen Land bezüglich Schule, Freizeit, Hausaufgaben oder sonstigen Aufgaben aussieht.
	Invention Of Less (Animationsfilm mit Begleitmaterial, 3min) Die Polarbärin zeigt mit ihrer Erfindung auf, dass es manchmal nicht viel braucht, um etwas Neues anzustossen. Aber es braucht Mut und einen Plan, wie das Ganze in die Tat umgesetzt werden kann. Der Film soll dazu animieren, selbstwirksam zu werden und eigenen Ideen und Lösungsvorschlägen nachzugehen.
Praxisbeispiele
	Auf der Spur des Goldes  Das Programm „Handys und Kinderrechte: auf der Spur des Goldes“ ist eine Sensibilisierungsaktion zum Thema Handys in Verbindung mit Konsum, Kinderrechten und Auswirkungen auf die Umwelt. Dabei nehmen die Lernenden unterschiedliche Perspektiven ein und lernen, eine eigene Meinung zu bilden.
Ausserschulische Angebote
	Umwelteinsatz auf einem Tessiner Maiensäss Ein besonderes Lagererlebnis auf der Alp: Kochen auf dem Feuer und Warmwasser von Solarpanels. Die Förderung sozialer Kompetenzen und praktischer Fähigkeiten stehen dabei im Vordergrund. Die Betriebsleiterfamilie wohnt vor Ort und leitet die Arbeiten während einem Umwelteinsatz gemeinsam mit den Lehrpersonen: Kulturlandschaftspflege, Brennholz schlagen, Trockenmauerpflege, eigene Projekte umsetzen.

3. Zyklus

Bezüge zum Lehrplan WAH 1.1 RZG 2.3 ERG 1.2 NT 1.3 WAH 1.2 RZG 2.4 ERG 2.1 NT 3.3 WAH 2.1 RZG 3.1   NT 9.3 WAH 2.2 RZG 3.2 WAH 4.1 RZG 5.2 WAH 5.1 RZG 6.2
Unterrichtsvorbereitungen Unbezahlte Arbeit (Download) Unbezahlte Arbeit - Handreichung für Lernende (Download)
Lernmedien und Filme
	Ridoy (Film und Unterrichtsimpulse) In diesem Film kommt einerseits das Dilemma, in dem arbeitende Kinder und deren Familien stecken, unmittelbar zum Ausdruck. Er zeigt aber auch die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Oro Blanco (Film und Unterrichtsimpulse) Der Film erzählt von einem existenziellen Landnutzungskonflikt (internationale Konzerne vs. Indigene) und regt zur Reflexion über Nachhaltigkeit, Entwicklung und das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebenskonzepte an.
	The Lonely Orbit (Animationsfilm mit Begleitmaterial, 10min) Die Schüler/innen können mit dem Film «The Lonely Orbit» über die eigenen sozialen Interaktionen in der realen und digitalen Welt nachdenken und Chancen und Hürden abwägen. Zudem eröffnet der Film die Möglichkeit, über die Einflüsse von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf Einsamkeit und die psychische Gesundheit zu diskutieren.
	Warum Schnecken keine Beine haben (Film und Unterrichtsimpulse) Der Unterrichtsimpuls greift die Auseinandersetzung von persönlichen und institutionellen Stärken und Schwächen auf und wie diese im Klassenverband geübt und umgesetzt werden können. Der Unterrichtsimpuls für die Berufsschule unterstützt die Lernenden dabei, wie sie nachhaltigkeitsorientierte Ideen und Anregungen bei ihren Arbeitgebenden durchbringen können.
	Invention Of Less (Animationsfilm mit Begleitmaterial, 3min) Die Polarbärin zeigt mit ihrer Erfindung auf, dass es manchmal nicht viel braucht, um etwas Neues anzustossen. Aber es braucht Mut und einen Plan, wie das Ganze in die Tat umgesetzt werden kann. Der Film soll dazu animieren, selbstwirksam zu werden und eigenen Ideen und Lösungsvorschlägen nachzugehen.
	WAHandeln "WAHandeln" unterstützt Lehrpersonen bei der Umsetzung von kompetenzorientiertem Unterricht im Fach Wirtschaft, Arbeit, Haushalt. In 10 Dossiers sind aktuelle Themen wie Geld oder Arbeit mit Hintergrundinformationen, methodisch-didaktischen Hinweisen sowie Arbeitsblättern und einem Handlungsblatt zur Lernkontrolle aufbereitet.
	Arbeitsmarkt Das vorliegende Unterrichtsheft vermittelt die grundlegende Funktionsweise des Arbeitsmarktes mit den bestimmenden Akteuren und damit verbundenen Problemen. Die handlungsorientierten Methoden tragen dazu bei, komplexe Arbeitsabläufe auf dem Arbeitsmarkt anschaulich sowie problemorientiert näherzubringen und dazu zu befähigen, differenzierte politische Urteile zu fällen.
	Arbeit und Leben Das Materialpaket will unseren Begriff von Arbeit und dessen Entstehung durchleuchten und hinterfragen. Es besteht aus einem Dossier für Lehrpersonen und einem Heft für Lernende. Die Arbeitsvorschläge sollen die Lernenden zu selbständigem, eigenverantwortlichem, aber auch kooperativem und kreativem Lernen animieren.
	Alltagsstark Das Arbeitsbuch ermöglicht mit aktivierenden Lernaufgaben die Auseinandersetzung mit den Themen Arbeit, Produktion und Verteilung von Gütern, Prinzipien der Marktwirtschaft, Handel, Umgang mit Geld, Konsum und der globalen Herausforderung der Ernährung. Dies geschicht in unterschiedlichen Sozialformen, mit abwechslungsreichen Methoden und auf verschiedenen Komplexitätsstufen.
	Die Zukunftsbauer Das Lernmedium verfolgt einen Ansatz, bei dem es darum geht, dass wir heute die Berufe von morgen noch gar nicht kennen, da sie noch nicht existieren. Aufbauend auf Visionen, Werten, Interessen und Potenzialen gestalten Lernende fiktive Berufe und Berufsfelder der Zukunft.
Praxisbeispiele
	Auf der Spur des Goldes  Das Programm „Handys und Kinderrechte: auf der Spur des Goldes“ ist eine Sensibilisierungsaktion zum Thema Handys in Verbindung mit Konsum, Kinderrechten und Auswirkungen auf die Umwelt. Dabei nehmen die Lernenden unterschiedliche Perspektiven ein und lernen, eine eigene Meinung zu bilden.
	Unterstützung beim Übergang in die Berufswelt  Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure auf Quartierebene setzen gemeinsam Projekte um. Dazu gehören beispielsweise Besuche in Ausbildungsbetrieben.
Ausserschulische Angebote
	Umwelteinsatz auf einem Tessiner Maiensäss Ein besonderes Lagererlebnis auf der Alp: Kochen auf dem Feuer und Warmwasser von Solarpanels. Die Förderung sozialer Kompetenzen und praktischer Fähigkeiten stehen dabei im Vordergrund. Die Betriebsleiterfamilie wohnt vor Ort und leitet die Arbeiten während einem Umwelteinsastz gemeinsam mit den Lehrpersonen: Kulturlandschaftspflege, Brennholz schlagen, Trockenmauerpflege, eigene Projekte umsetzen.

Sek II

Bezüge zum Lehrplan Berufliche Grundbildung: Rahmenlehrplan ABU Lernbereich Gesellschaft: Aspekte Ökologie, Politik, Technologie und Wirtschaft, Ethik Berufsmaturität (BM): Rahmenlehrplan für die BM Schwerpunktbereich: Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Recht  Ergänzungsbereich: Technik und Umwelt, Wirtschaft und Recht, Geschichte und Politik Maturitätsschulen: EDK-Rahmenlehrplan Fächer: Geografie, Wirtschaft/Recht, Philosophie, Naturwissenschaften, Geschichte Fachmittelschule (FMS): Rahmenlehrplan für FMS Dritter Lernbereich: Geistes- und Sozialwissenschaften
Unterrichtsvorbereitungen
	Klimawandel und Berufswelt (Download) In dieser Unterrichtseinheit setzen sich die Lernenden mit dem Einfluss des Klimawandels auf die Berufswelt auseinander.
	Arbeit in deutschen Gedichten (Download) Diese Unterrichtseinheit geht der Frage nach, welches Bild von Arbeit deutsche Gedchte zeichnen.
	Arbeit und Eigentum (Download) Wie das Verhältnis von Arbeit und Eigentum aussehen, erarbeiten die Lernenden in dieser Unterrichtseinheit.
	Unbezahlte Arbeit (Download) Unbezahlte Arbeit - Handreichung für Lernende (Download) Mit dieser Unterrichtseinheit analysieren die Lernenden dem Einfluss von unbezahlter Arbeit auf bezahlte Arbeit und die Gesellschaft.
	Arbeitsteilung und Handel (Download) Diese Unterrichtseinheit beschäftigt sich mit der Frage, wie eine nachhaltige Arbeitsteilung und ein nachhaltiger Handel aussehen könnten. -Sie fungiert als Erweiterung vom gleichnamigen Unterrichtsmodul von Iconomix. -Unterrichtsablauf -Auftragskarten -Übersicht Argumente -BNE in Kürze
Lernmedien und Filme
	Warum Schnecken keine Beine haben (Film und Unterrichtsimpulse) Der Unterrichtsimpuls greift die Auseinandersetzung von persönlichen udn institutionellen Stärken und Schwächen auf und wie diese im Klassenverband geübt und umgesetzt werden können. Der Unterrichtsimpuls für die Berufsschule unterstützt die Lernenden dabei, wie sie nachhaltigkeitsorientierte Ideen und Anregungen bei ihren Arbeitgebenden durchbringen können.
	Design ist niemals unschuldig (Film und Unterrichtsimpulse) Mit diesem Begleitdossier zum Film setzen sich die Lernenden mit dem Einfluss des Designs auf gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Prozesse auseinander.
	Ridoy (Film und Unterrichtsimpulse) In diesem Film kommt einerseits das Dilemma, in dem arbeitende Kinder und deren Familien stecken, unmittelbar zum Ausdruck. Er zeigt aber auch die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Oro Blanco (Film und Unterrichtsimpulse) Der Film erzählt von einem existenziellen Landnutzungskonflikt (internationale Konzerne vs. Indigene) und regt zur Reflexion über Nachhaltigkeit, Entwicklung und das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebenskonzepte an.
	The Lonely Orbit (Animationsfilm mit Begleitmaterial, 10min) Die Schüler/innen können mit dem Film «The Lonely Orbit» über die eigenen sozialen Interaktionen in der realen und digitalen Welt nachdenken und Chancen und Hürden abwägen. Zudem eröffnet der Film die Möglichkeit, über die Einflüsse von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf Einsamkeit und die psychische Gesundheit zu diskutieren.
	Die Zukunftsbauer Das Lernmedium verfolgt einen Ansatz, bei dem es darum geht, dass wir heute die Berufe von morgen noch gar nicht kennen, da sie noch nicht existieren. Aufbauend auf Visionen, Werten, Interessen und Potenzialen gestlaten Lernende fiktive Brufe und Berufsfelder der Zukunft.
	Arbeitsmarkt Das vorliegende Unterrichtsheft vermittelt die grundlegende Funktionsweise des Arbeitsmarktes mit den bestimmenden Akteuren und damit verbundenen Problemen. Die handlungsorientierten Methoden tragen dazu bei, komplexe Arbeitsabläufe auf dem Arbeitsmarkt anschaulich sowie problemorientiert näherzubringen und dazu zu befähigen, differenzierte politische Urteil zu fällen.
	Arbeit und Leben Das Materialpaket will unseren Begriff von Arbeit und dessen Entstehung durchleuchten und hinterfragen. Es besteht aus einem Dossier für Lehrpersonen und einem Heft für Lernende. Die Arbeitsvorschläge sollen die Lernenden zu selbständigem, eigenverantwortlichem, aber auch kooperativem und kreativem Lernen animieren.
Praxisbeispiele
	Step into action Der Verein zeigt den Jugendlichen Möglichkeiten auf, wie sie sich in ihrer lokalen Umgebung engagieren können. Die Lernenden nehmen an thematischen Ateliers teil und kommen in Kontakt mit Organisationen, die in diesem Gebiet aktiv sind.
Ausserschulische Angebote
	Beruf.Bildung.Zukunft. Die Workshops sensibilisieren und bringen die nachhaltige Entwicklung durch aktivierende Fragen und überraschende Tatsachen in Verbindung mit unserem Alltag. Eingängige Fakten und Geschichten lösen dabei Betroffenheit aus, vermitteln Handlungsbedarf und motivieren zum Handeln. Die Lernenden führen eine Nachhaltigkeitsanalyse durch und leiten daraus Vorschläge für Verbesserungen in ihrem Betrieb oder ihrer Schule ab.
	Energie- und Klimawerkstatt Im Impulsworkshop werden die Lernenden auf die Projektarbeit rund um die Themen Klima und Energie vorbereitet. Nach einem Theorieinput und einem Quiz zum Thema Klimaschutz und Energie analysieren die Lernenden den Energie- und Ressourcenverbrauch in ihrem eigenen Berufs- und Schulalltag. Anschliessend planen sie eigene Projekte und setzen diese in der Berufsfachschule oder in ihrem Lehrbetrieb um.
	Umwelteinsatz auf einem Tessiner Maiensäss Ein besonderes Lagererlebnis auf der Alp: Kochen auf dem Feuer und Warmwasser von Solarpanels. Die Förderung sozialer Kompetenzen und praktischer Fähigkeiten stehen dabei im Vordergrund. Die Betriebsleiterfamilie wohnt vor Ort und leitet die Arbeiten während einem Umwelteinsatz gemeinsam mit den Lehrpersonen: Kulturlandschaftspflege, Brennholz schlagen, Trockenmauerpflege, eigene Projekte umsetzen.

Hintergrundwissen

Das Hintergrundwissen ist auch als Download verfügbar: Hintergrundwissen

BNE hilft, die Komplexität eines Themas aus nachhaltiger Perspektive besser zu verstehen. Eine inhaltliche Grundlage erweist sich dafür als unabdingbar. Die folgenden Texte bieten deshalb einen Überblick über konkrete Aspekte des Themas.

1. Der Begriff Arbeit

Der Duden definiert Beruf als erlernte Arbeit oder Tätigkeit, mit der jemand sein Geld verdient. Als Synonym dient die Erwerbsarbeit. Dass sich diese grundlegend von unbezahlter Arbeit unterscheidet, zeigt sich an folgenden Beispielen: Wenn jemand im Park freiwillig Müll aufräumt, bezeichnen das viele nicht als Arbeit. Häufig hängt die Einschätzung, ob etwas Arbeit ist oder nicht, mit der Frage zusammen, wie viel finanzieller Ertrag dabei entsteht. Die eigenen Zähne zu putzen, gilt weitläufig nicht als Arbeit. Wer in einem modernen Büro tätig ist und im besten Fall den eigenen Wohlstand erhöht, arbeitet hingegen. Das Kämpfen ums nackte Überleben in vorzeitigen Wildbeutergesellschaften gilt wiederum nicht als Arbeit. Der Arbeitsbegriff unterscheidet sich in einem ersten Schritt somit bezüglich der Frage, ob es sich dabei um Erwerbsarbeit handelt oder nicht. Während die Erwerbsarbeit vor allem im Zuge der Industrialisierung aufkam, hatte man in Gesellschaften seit jeher gearbeitet, in Form von Haushalt-, Familien- oder Freiwilligenarbeit. Der Begriff Arbeit kann entsprechend unterschiedlich definiert werden: Arbeit ist eine Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, die Ausführung eines Auftrags oder ähnliches. Aber auch das Schaffen, Tätigsein, die Beschäftigung mit etwas oder jemandem. Und dann gibt es noch die sprachgeschichtliche Bedeutung. Beim Begriff Arbeit fällt auf, dass dieser sprachgeschichtlich negativ konnotiert ist. Das Mittelhochdeutsche Wort arebeit bedeutet nämlich Beschwernis, Leiden, Plackerei, Mühe. Diese Bedeutung deckt sich mit dem Lateinischen laborare, das sich auf die körperlich zermürbenden Tätigkeiten der Sklaven in der Antike bezieht. Im Gegensatz dazu standen die Handwerker. Sie erschufen Dinge und hatten aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz einen gesellschaftlich höheren Stellenwert. In diesem Kontext sprach man von facere, etwas machen, erschaffen. Darüber hinaus bestand das Ziel für Männer in der griechischen Antike im Müssiggang, das heisst in keiner Form arbeiten zu müssen, freie Zeit zu haben. Deshalb ist der Haushalt in antiken Quellen kaum ein Thema, weil er von notwendiger Arbeit handelt, die aber für die Herren von Sklaven oder Frauen gemacht werden musste. Dass Arbeiten im Sinne von laborare bereits in der Antike und dann vor allem im Mittelalter eine positive Färbung erhalten hat, kann auf die Ausbreitung des Christentums zurückgeführt werden. Während die freien Bürger in der Antike wie ihre Götter nicht arbeiteten, näherten sich Christen Gott durch die von ihm auferlegte Arbeit an. Schliesslich wollte man gottgefällig leben, um nach dem eigenen irdischen Leben himmlisch belohnt zu werden. Vor allem im Protestantismus diente Arbeit somit nicht nur als Existenzsicherung, sondern als Daseinszweck. Entsprechend stieg der soziale Wert einer Person, wenn sie viel arbeitete. Auf diese Weise entstand Identität, was sich im heutigen Sprachgebrauch noch zeigt. Jemand ist Bäcker/in, jemand ist Finanzspezialist/in, jemand ist Bäuer/in, jemand ist Lehrer/in. Formulierungen wie «Ich arbeite als Informatiker/in» sind rar. Im 17. und 18. Jahrhundert verschmolzen die unterschiedlichen Tätigkeiten laborare und facere zu labour im Englischen und travail im Französischen. Das liegt an den damals immer mehr aufkommenden Manufakturen. In diesen Produktionsstätten arbeiteten Handwerker mit unterschiedlichen Fähigkeiten, um ein gemeinsames Produkt zu erschaffen. Dabei verkamen ihre Fähigkeiten oft zu hochspezialisierter, aber monotoner Arbeit. Vor der Industrialisierung waren sowohl Männer als auch Frauen häufig in Heimarbeit tätig, sei dies im Haus, Hof, in der Familie oder im Kleingewerbe. Erst die Industrialisierung verlagerte die Arbeit verstärkt aus dem eigenen Heim. Anders als das antike laborare weist die heutige Verwendung von Arbeit eine grosse Bandbreite möglicher Bedeutungen auf. So definiert der Brockhaus Arbeit als zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zweck der Existenzsicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürfnissen und als wesentliches Moment der Daseinserfüllung. All diese Zwecke treffen aber längst nicht auf jede Arbeit zu. Wer in der Schweiz beispielsweise mehrere Millionen Franken auf dem Konto hat, gleichwohl den Job behält, braucht nicht mehr zu arbeiten, um die eigene Existenz zu sichern. Oder wer tagtäglich von Vorgesetzten unter Druck gesetzt oder gar gedemütigt wird, Überstunden machen muss und keine Freude am Job hat, sieht darin kaum den Lebenssinn. Dabei haben sich die Arbeitsbedingungen für viele Menschen in den letzten Jahrhunderten gebessert. Gleichwohl dauern Kämpfe um bessere Arbeitsbedingungen an, sowohl in der Schweiz wie auch weltweit. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Homeofficemöglichkeiten, Gesamtarbeitsverträgen, über Kinderarbeit bis hin zu menschenwürdiger Arbeit. Somit zeichnet sich ein Paradox ab: Auf der einen Seite scheint Arbeit lebens- oder zumindest existenzerhaltend zu sein, auf der anderen Seite lebenszerstörend. Man denke diesbezüglich an Stress, Überarbeitung, Verletzungen oder körperliche Verschleisserscheinungen aller Art. Kurz und knapp: Arbeit ist ein vielschichtiger Begriff und muss immer in seinem Kontext gesehen werden. Vor allem im 20. und 21. Jahrhundert veränderte sich der Sinn der Arbeit für viele Menschen: Arbeit dient nicht mehr allein der Existenzsicherung oder einem konkreten Nutzen. Der subjektive Sinn von Arbeit gewinnt an Bedeutung. Menschen suchen Erfüllung in ihrer Arbeit, einen Lebenssinn. Das ist etwas, das es davor in dem Ausmass nicht gegeben hat. Deshalb sehen heute viele Arbeit nicht nur als hart oder anstrengend, sondern als etwas im besten Falle Sinnvolles. Wer arbeitet, will in irgendeiner Form einen Sinn darin sehen, wenn nicht für die Gesellschaft, Umwelt oder Wirtschaft, so zumindest für sich selbst. Die gesteigerten Ansprüche, Bedürfnisse und Forderungen an die Erwerbsarbeit kommen dabei nicht nur von den Individuen. Auch Arbeitsorganisationen verlangen mittlerweile mehr: Mehr Motivation, mehr Kreativität, mehr Flexibilität etc. Quellen Duden. Das Herkunftswörterbuch (2020). 6. Auflage. Duden. Die deutsche Rechtschreibung (2020). 28. Auflage. Fink, Michael (2022): Wenn ich gross bin, werde ich…. Beltz Verlag. IPCC (2015): Fünfter Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der UN: Klimawandel: Was er für die Arbeit und Beschäftigung bedeutet. Precht, Richard David (2022): Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten. Goldmann, München.

2. Kinderarbeit

Die Frage nach menschenwürdigen Arbeitsbedingungen zeigt sich vor allem auch bei Kinderarbeit. Grundsätzlich gelten alle Arbeiten als Kinderarbeit, für die Kinder zu jung oder die für Kinder zu gefährlich und ausbeuterisch sind. Darunter gehören Sklaverei, Zwangsarbeit, Einsatz als Kindersoldat:innen, Kinderprostitution oder Drogenkuriere. Normale Aufgaben, wie beispielsweise eine gewisse Mithilfe im Haushalt, fallen nicht unter Kinderarbeit. Die Agenda 2030 will jegliche Form der Kinderarbeit bis 2025 abschaffen. Die körperliche und seelische Entwicklung sollte nämlich unbeschädigt und der Schulbesuch möglich bleiben. Die UNICEF und Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzen die Zahl betroffener Kinder auf rund 160 Millionen, worunter mehr als die Hälfte unter zwölf Jahre jung sind und worunter zwei Drittel in der Landwirtschaft arbeiten. In den Statistiken tauchen meist mehr Jungen auf, was vermutlich daran liegt, dass Mädchen häufig im Haushalt arbeiten müssen, der statistisch nicht erfasst wird. Und fast die Hälfte der Jungen sieht sich mit ausbeuterischen oder gefährlichen Arbeitsbedingungen konfrontiert, beispielsweise in Goldminen in Burkina Faso, auf Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Grundsätzlich sind die meisten Kinder nicht angestellt, sondern arbeiten im Familienverbund. Nachdem die Zahl der Kinderarbeitenden 20 Jahre lang gesunken ist, stieg sie in den letzten vier Jahren wieder um über acht Millionen Kinder. Und die Corona-Pandemie gefährdete zusätzlich mehrere Millionen Kinder. Sie verursachte und verursacht wachsende Armut und damit den Anstieg von Kinderarbeit. Verschlimmert wird diese Situation durch regionale Konflikte bzw. Kriege und Naturkatastrophen. Vor allem in Subsahara-Afrika ist die Zahl am meisten gestiegen, vielerorts aber auch deutlich gesunken (Asien, Pazifik, Lateinamerika, Karibik). Grundsätzlich führen mehrere Faktoren zur Kinderarbeit, vor allem die Armut. Aber es könnte auch sein, dass das Kind von den Eltern getrennt, Waise oder aufgrund von Dürren oder anderen Naturkatastrophen gezwungen ist, die Schule abzubrechen, um arbeiten zu können. In Zeiten der Not arbeiten viele Kinder, anstatt in die Schule zu gehen, da sie einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie leisten. Viele Familien sehen in solchen Fällen auch nichts Falsches darin, schliesslich kann Arbeit auch den Zusammenhalt in Familien und Gemeinschaften stärken, sofern die Arbeit nicht ausbeuterisch ist. Der effektivste Weg, um (ausbeuterische) Kinderarbeit zu stoppen, besteht darin, die Regierungen zur Verantwortung zu ziehen. Auch Bildungsinstitutionen können Kindern helfen, eine gute Ausbildungs- oder Berufsmöglichkeit zu finden. Und halten sich Unternehmen an die Grundsätze der UNICEF, gäbe es keine Lieferketten mit Kinderarbeit mehr und das Umfeld des Unternehmens wirkte sich positiv auf das Leben der Kinder, Familien und Gemeinschaften aus, in Form von fairen Löhnen, familiengerechten Arbeitszeiten und guten Möglichkeiten für die Kinderbetreuung und der Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden. Aber auch Verbraucher:innen können ihren Beitrag zur Verringerung von Kinderarbeit leisten, indem sie kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen ihre Produkte hergestellt werden, die sie kaufen und ihr Kaufverhalten entsprechend ändern. Aber Kinderarbeit gibt es nicht nur in anderen Regionen der Welt. Auch die Schweiz blickt auf eine Vergangenheit mit Kinderarbeit zurück: Zwar ist Kinderarbeit in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert verboten, doch davor schufteten viele Kinder bis zum Umfallen in Fabriken. Arbeiterfamilien empfanden die Mitarbeit ihrer Kinder aber als Selbstverständlichkeit. Bereits vor der Industrialisierung arbeiteten die Kinder im Haus oder auf dem Feld, sie halfen dort mit, wo sie konnten. Ihre Hilfe war für viele Familien von existenzieller Bedeutung. Wiederum wurden die Kinder damals noch nicht in dem Masse ausgebeutet wie während der Industrialisierung. Die Arbeit in der Fabrik bestand vor allem darin, Fäden der Webmaschine zuzuführen. Dieses ständige monotone Einfädeln der Sticknadeln führte zu körperlichen Leiden wie krummen Rücken und schlechten Augen. Und einige Familien stellten bei sich zuhause Webstühle oder Stickmaschinen auf, was für die Kinder bedeutete, dass sie morgens vor der Schule, während der Mittagspause und nach der Schule abends oder nachts arbeiteten, teilweise bis zu sechs Stunden am Tag, Hausaufgaben und der Schulbesuch nicht miteingerechnet. Auch in der Schweiz galten Kinder in Arbeiterfamilien schlichtweg als Arbeitshilfen. Aufgrund der tiefen Löhne waren Familien nämlich auf zusätzliches Einkommen angewiesen. Und Unternehmen profitierten ebenfalls von arbeitenden Kindern, da diese deutlich günstiger waren. 1877 wurde ein erstes nationales Fabrikgesetz eingeführt, das unter anderem Kinderarbeiten in der Schweiz verboten hatte. Aber beispielsweise im Tessin arbeiteten noch 20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes Kinder in Fabriken. Vor allem aber auf Bauernhöfen arbeiteten viele Kinder weiterhin als Verdingkinder. Quellen UNICEF: Kinderarbeit – Fragen und Antworten (2022): Kinderarbeit: Die wichtigsten Fragen & Antworten | UNICEF (Stand: 22.11.2022) Swissinfo; Unterfinger, Ester; Gotsch, Lars (2017): Die gestohlene Kindheit der «Fabriklerkinder» (Stand: 23.11.2022)

3. Frauenarbeit

Die Komplexität des Arbeitsbegriffs zeigt sich auch im Begriff der Frauenarbeit. Gerade im 19. Jahrhundert rückte die Frau als Arbeiterin mehr und mehr ins Zentrum von Diskussionen über Schicklichkeit, Moralität und Legitimität ihrer Lohnarbeit. Man sah ihre häuslichen und familiären Pflichten in Gefahr. Obschon häufig das Geschlecht als Grund für Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt genannt wurde, lassen sich diese auch mit wirtschaftlichen Fluktuationen, dem veränderten Verhältnis von Angebot und Nachfrage oder anderen Mechanismen des Arbeitsmarkts erklären. Die Industrialisierung brauchte bspw. sehr viele neue Arbeitskräfte in den Fabriken. Allerdings gingen viele Frauen auch schon vor der Industrialisierung zuhause einer Lohnarbeit nach. Das bedeutet nicht, dass sie per se auch den häuslichen Pflichten nachkommen konnten. Beispielsweise erhielten Näherinnen meist schlechte Entlöhnung, nach Stückzahl. Wollten sie finanziell über die Runden kommen, blieb ihnen keine Zeit, den Haushalt zu machen. Und ganz grundsätzlich ist anzumerken, dass Frauen auch vor der Industrialisierung ausserhalb des Hauses arbeiteten, beispielsweise als Warenverkäuferin auf Märkten. Auch trieben sie Handel, gingen hausieren oder töpferten. Konnten sie ihre Arbeit nicht mit der Erziehung der Kinder zuhause vereinbaren, gaben sie diese häufig in die Obhut einer Amme. Letzten Endes führte die Industrialisierung im 19. Jahrhundert nicht von der Arbeit im Haushalt zur Erwerbsarbeit ausserhalb des Haushalts, sondern zu einem Wechsel des Arbeitsplatzes bzw. der Arbeitstätigkeit. Einen radikalen Bruch zwischen Heim und Arbeit gab es somit nie. Der Höhepunkt der Heimarbeit ist faktisch erst am Ende der 1890er-Jahre. Gleichzeitig entstanden in dieser Zeit Bürotätigkeiten aufgrund des expandierenden Handels- und Dienstleistungssektors. Und weil viele Frauen bereits davor oft im Dienstleistungssektor und weniger in der Produktion tätig waren, wurden meist junge, unverheiratete Frauen für Bürotätigkeiten angestellt. Auch kosteten sie Unternehmen deutlich weniger. Begründet wurde die schlechtere Bezahlung mit der vermeintlich geringeren Produktivität. Und wenn Frauen irgendwo zu tiefen Löhnen arbeiteten, wurde diese Tatsache als Beweis dafür genommen, dass sie weniger produktiv waren. So gab es mit der Zeit spezifische Frauenarbeit, die vermeintlich den Fähigkeiten und der vermeintlichen natürlichen Produktivität von Frauen entsprach. Bezogen auf Bürotätigkeiten bedeutete das repetitive Arbeiten und eine gewisse Unterwürfigkeit gegenüber den Arbeitgebern, da diese Befehle erteilten. Dementsprechend prägte vor allem dieser Berufsbereich bestimmte wesentliche Züge der Frauenarbeit. In gewissen Ländern wurde die Einteilung in Frauen- und Männerarbeit gar gesetzlich verankert. Auch Praktiken der Arbeitgebenden schufen geschlechtliche Arbeitsplätze, indem in beschriebenen angebotenen Stellen beispielsweise spezifisch nach jungen, unverheirateten Frauen gesucht wurde. Frauenarbeit ist somit ein gesellschaftliches Konstrukt. Heute bestehen auf politischer und sozialer Ebene Forderungen bezogen auf die überwiegend von Frauen geleisteten Care-Arbeit. Darunter fallen die Kinderbetreuung, die Hausarbeit und die Unterstützung älterer Menschen. Diese Aufgaben werden nicht entlohnt, spielen aber dennoch eine sehr wichtige Rolle für das wirtschaftliche und soziale Funktionieren einer Gesellschaft. Um diese zahlreichen Aufgaben bewältigen zu können, müssen viele Frauen Teilzeit arbeiten. Teilzeitarbeit korreliert aber häufig mit schlechteren Arbeitsbedingungen, vor allem bezüglich des Einkommens, der Karriereaussichten, unregelmässiger Arbeitszeiten und einer niedrigeren Rente. Darüber hinaus besteht nach wie vor ein nicht gerechtfertigtes Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, das eine Lohndiskriminierung gegen Frauen darstellt. Quellen Precht, Richard David (2022): Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten. Goldmann, München. Scott, Joan W. (1994): Die Arbeiterin. In: Duby, Georges; Perrot, Michelle (1994): Geschichte der Frauen. Campus Verlag. Seiten 451-479.

4. Der Wandel der Arbeit im 20. und 21. Jahrhundert

Unabhängig davon, ob von bezahlter oder unbezahlter Arbeit die Rede ist, die Arbeitswelt änderte sich. Als Ursache dafür lässt sich nicht nur ein Grund nennen. Viele Faktoren spielten zusammen. Ein erster Grund besteht im technologischen Fortschritt. Abgesehen von grundlegenden Erfindungen wie dem Werkzeug oder dem Rad prägten und prägen vor allem die industriellen Revolutionen die Arbeit. Die erste industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert erhöhte die Produktivität durch die Erfindung der Dampfmaschine. Mithilfe von dieser konnten beispielsweise Spinn- und Webstühle betrieben werden, die gewisse Arbeitsschritte übernahmen. Diese daraus folgende Arbeitsteilung senkte die Ansprüche an die Fähigkeiten und machte die Arbeit somit schlichter. Während der zweiten industriellen Revolution vor allem im 19. und 20. Jahrhundert ermöglichte die Elektrizität die Erfindung der Glühbirne, des Verbrennungsmotors, des Generators und der Fliessbänder. Gerade die Fliessbandproduktion, beispielsweise von Autos, sprengte den bisherigen produktiven Rahmen und sorgte für die grossindustrielle Massenproduktion, die ihrerseits wieder viel Personal für Routinearbeiten brauchte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sorgte der Computer für die dritte Industrielle Revolution. Dieser trieb die Teilautomatisierung von Arbeitsprozessen weiter an und ermöglichte erste programmierbare Steuerungen, die Roboter vollständig automatisch erledigten. Und seit der Erfindung des Internets und des Smartphones überrollt die vierte industrielle beziehungsweise digitale Revolution viele Bereiche des privaten und beruflichen Lebens. Das Internet ermöglicht die Verknüpfung von Computern und Maschinen, was den Automatisierungsprozess erneut vorantreibt. Denn grössere Rechenleistungen von Computern sorgen für effektivere, effizientere und kostengünstigere Arbeiten, vor allem durch den Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz. Zweitens beeinflussten der wirtschaftliche Strukturwandel, vorangetrieben durch Krisen und die Globalisierung, die Arbeitswelt und den Konsum: Nach dem ersten Weltkrieg sorgte die Fliessbandarbeit in den westlichen Ländern für eine standardisierte Massenproduktion. Das bedeutete konkret, dass Maschinen und Menschen mit meist nur einer konkreten Funktion an der Produktion von Gütern beteiligt waren. Als Beispiel ist der Automobilhersteller Henry Ford zu nennen, nach dem diese industrielle Warenproduktion benannt wurde; der Fordismus. Um 1980 herum geriet diese Art von Massenproduktion in vielen westlichen Ländern in die Krise. Ein Grund dafür war die Ölkrise. Die Nachfrage ging zurück, genauso wie die Produktivität. Auch sahen viele Menschen in ihrer Erwerbsarbeit keinen Sinn mehr. Dazu kamen noch technologische Innovationen und eine immer grösser werdende internationale Konkurrenz. Diese Krise führte zu einer Öffnung der Märkte. Vor allem Tätigkeiten aus dem industriellen Sektor wurden ausgelagert und von anderen Regionen übernommen, wie zum Beispiel Asien. Dafür entwickelten sich in den westlichen Ländern der Dienstleistungssektor und die Wissensgesellschaft in all ihren Facetten. Wirtschaftliche Krisen und globale Vernetzung führten so zu einem grundlegenden Wandel der Arbeitswelt. Die Entwicklung von einer industriellen Wirtschaft zu einer von Dienstleistungen und Wissen geprägten Wirtschaft wie der Schweiz trägt hier eine zentrale Bedeutung. Viele Industrien wurden in Entwicklungsländer und sich entwickelnde Länder ausgelagert. Diese ihrerseits beliefern den hiesigen Konsum oder auch die hiesige hochtechnologisierte Industrie. Die Globalisierung ist somit ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Wandel und die Arbeitswelt und vor allem für die Probleme, die heute mit nachhaltiger Entwicklung bestehen. Ein dritter Grund mit grosser gesellschaftlicher Relevanz ist der Klimawandel. In Entwicklungsländern leben siebzig Prozent der armen Bevölkerungsgruppe in ländlicher Umgebung. Die Klimaerhitzung droht, ihre Existenzgrundlage zu zerstören: Häufigere Wetterextreme wie Dürren und starke Stürme verringern Ernteerträge. Zudem wirken sich die höheren Temperaturen negativ auf die körperliche Gesundheit aus. Dadurch steigt das Unfallrisiko, die Arbeitsproduktivität sinkt und damit wiederum die Ernteerträge. Weniger Einnahmen sind die Folge. Deshalb sehen viele die Lösung in einem Umzug in Stadtnähe. Aktuell lässt sich in fast allen Ländern eine zunehmende Ballung von Vermögenswerten, Wirtschaftsaktivitäten und Menschen in urbanen Gebieten feststellen. Während 2009 weltweit 3,4 Milliarden Menschen in Städten lebten, werden es 2050 voraussichtlich 6,3 Milliarden sein, fast doppelt so viele. Dementsprechend entstehen dort neue Herausforderungen. Aber auch in Ländern wie der Schweiz zieht der Klimawandel Konsequenzen nach sich. Das führt dazu, dass von Unternehmen immer mehr erwartet wird, nachhaltiger zu wirtschaften. So besteht beispielsweise der Druck, energieeffizienter, ressourcenschonender und mit erneuerbaren Energien zu produzieren. Viele Unternehmen stehen so vor grossen Veränderungen, die ihrerseits viele Anpassungen erfordern, Risiken nach sich ziehen, aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Eine dieser Möglichkeiten liegt in der Entstehung neuer, grüner Berufe, die auch in entwickelten Ländern immer wichtiger werden. Darunter sind Tätigkeiten zu verstehen, die nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer und gesellschaftlicher Perspektive Sinn ergeben, zum Beispiel Recyclist:innen. Zudem kann vor allem in Städten der Bausektor zu einer energieeffizienten und widerstandsfähigen Infrastruktur beitragen. Auch die Energiebranche kann auf erneuerbare Energien und dezentrale Versorgungsanlagen setzen und so ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten. Und ganz grundsätzlich werden Dienstleistungen für die Anpassungen an die Klimaerhitzung benötigt, was wiederum Arbeitsplätze schafft. Während die Klimaerhitzung also zum Verlust von Arbeitsplätzen führt, kann der Klimaschutz neue schaffen. Was das quantitativ genau bedeutet, lässt sich aber nur schwer prognostizieren. Ein vierter Grund besteht im Wandel des Sinns der Arbeit. Vielen Menschen erscheint heute Freiheit, und damit Freizeit, als wichtigeres Gut als Arbeit. Nicht wenige sehnen sich nach mehr freien Stunden. Und wenn gearbeitet werden muss, so wenigstens sinnstiftend. Das, was man arbeitet, soll einem etwas bedeuten, jemandem einen Nutzen bringen oder sonst wichtig sein. Gleichzeitig bleiben gewisse Widersprüche in der Arbeitswelt bestehen: Durch den Wandel der Arbeitswelt – beispielsweise durch technologische Innovationen - entsteht nicht nur mehr Zeit für Freizeit, sondern es wächst auch die Angst vor Arbeitsverlust bzw. Arbeitslosigkeit. Diese sind nur einige Gründe, die Liste könnte vielfältig erweitert werden. Zu beachten ist, dass diese Gründe oft zusammenwirken und sich gegenseitig beeinflussen. Quellen Fink, Michael (2022): Wenn ich gross bin, werde ich…. Beltz Verlag. IPCC (2015): Fünfter Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der UN: Klimawandel: Was er für die Arbeit und Beschäftigung bedeutet. Precht, Richard David (2022): Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten. Goldmann, München.

5. Weitere Quellen

Die folgenden Quellen geben weiterführende Informationen zu bestimmten Aspekten des Themas. Bessere Jobs für eine bessere Welt  Dieses Dossier beschäftigt sich mit der Frage, wie menschenwürdige Arbeit weltweit erreicht werden kann und welche Herausforderungen dafür zu meistern sind. World Economic and Social Outlook 2021  Diese Zusammenfassung eines Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation beschreibt die Rolle digitaler Arbeitsplattformen für die Transformation der Arbeitswelt. Randstad Arbeitsbarometer 2022  Das aktuelle Arbeitsbarometer zeigt anhand vierer Schlüsselerkenntnisse, wie die jungen Generationen den Arbeitsmarkt revolutionieren. Freiwilliges Engagement in der Schweiz 2020  Dieser Bericht des Bundesamts für Statistik zeigt das freiwillige Engagement der Schweizer Bevölkerung auf. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, unbezahlte Arbeit  Diese Seite des Bundesamts für Statistik zeigt anhand aktueller Daten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Aufgabenteilung zwischen Frauen und Männern.

publiziert am 23.02.2023